La Compagnie: Hier gibt es nur Flüge in der Business Class
La Compagnie ist die einzige reine Business- Class-Airline über dem Atlantik. Die französische Fluggesellschaft hat ihren Sitz und die Basis auf dem Flughafen Paris-Orly. Das große Airline-Porträt!
Groß war der Bahnhof im Terminal 1 des Flughafens Mailand-Malpensa: Die französische Airline La Compagnie eröffnete am Freitag, 15. April, 2022 eine weitere Verbindung nach New York-Newark. Das Unternehmen ist als Boutique-Airline bekannt. Es bietet somit 15 wöchentliche Flüge aus Europa heraus in den „Big Apple“ an. Sieben Flüge pro Woche ab Paris, drei ab Nizza und fünf ab Mailand. Somit lastet es seine Flotte, bestehend aus zwei A321LR, optimal aus.
Dabei wird der Komfort großgeschrieben. Die Airline ist 2013 mit der Absicht gegründet worden, einen reinen Geschäftsreise-Dienst vom Alten Kontinent aus zur Ostküstenmetropole anzubieten. So die Idee in den Köpfen der Macher. Hierbei handelt es sich um keinen Geringeren als Frantz Yvelin, CEO der ersten vier Jahre und Gründer der französischen Airline Avion. Außerdem handelt es sich um Peter Luethi, ein Manager mit Erfahrung bei Swissair und Jet Airways. Insbesondere Luethi betonte in Interviews gern und oft, dass es bei diesem Projekt nicht darum gehe, „die luxuriöseste Business Class anzubieten, sondern diejenige mit dem besten Preis“.
Auf Boeing 757-200 folgte Airbus 321LR
Am 21. Juli 2014, mit zehn Tagen Verspätung, startete die Airline La Compagnie mit der Boeing 757-200 zum ersten Transatlantikflug. Abflughafen ist Paris-Charles de Gaulle. Die Maschine war mit 74 Business-Class-Sitzen ausgestattet. Und auch der Bordservice konnte sich sehen und schmecken lassen. Ein Menü wurde beispielsweise von dem französischen Sternekoch Christophe Langree entworfen.
Im März 2015 folgte die Integration der zweiten Boeing 757 (Kennung F-HCIE) in die Flotte. Das ermöglichte es der Fluggesellschaft zu wachsen. Von April 2015 bis September 2016 auch einen Flug von London-Luton nach Newark durchzuführen. Warum der Rückzug? Nun, inzwischen hatte sich die französische Metropole als das bessere Pflaster für La Compagnie erwiesen. Ende 2016 wurde das Unternehmen Teil der Dreamjet-Holding und fusionierte mit XL Airways France. Neun Monate später folgte die Ankündigung, die Flotte zu modernisieren. A321LR hießen der Flugzeugtyp der Wahl. Zudem hatten die Verantwortlichen entschieden, die Basis zum 22. April 2018 nach Paris-Orly zu verlegen – ein Flughafen, der näher am Stadtzentrum liegt als Charles de Gaulle. Außerdem eröffnete die Airline im Mai 2019 eine zweite saisonale Verbindung zwischen Nizza und Newark.
Über 100 Mitarbeiter: Airline La Compagnie
Der Wechsel von Boeing 757 auf A321LR startete im Mai 2019 mit der Einflottung des ersten Airbusses, Kennung F-HBUZ. Im September desselben Jahres folgte das zweite Flugzeug dieses Typs (F-HNCO). Die Flugzeuge sind mit 76 Business-Class-Sitzen ausgestattet. Das sind zwei mehr als in den Boeing 757, die im November 2019 die Flotte verließen.Groß waren die Hoffnungen, dank der Airbusse durchzustarten. Im März 2020 entschied der US-Regierung, die Grenzen coronabedingt zu schließen. Deshalb wurden die Flüge in die USA eingestellt. Erst am 12. Juni 2021 konnten die Verbindungen wieder aufgenommen werden. US-Bürger kehrten nach Europa zurück, doch es dauerte bis zum 8. November, ehe die USA wiederum den Europäern die Rückkehr in die USA erlaubten.
La Compagnie zählt 135 Mitarbeiter, davon 90 fliegendes Personal. Aktuell bietet das Unternehmen ab Orly wieder tägliche Flüge nach New York-Newark an. Ab Mailand-Malpensa geht es momentan fünfmal pro Woche über den Großen Teich. Diese Verbindung soll jedoch bereits ab September siebenmal die Woche im Flugplan stehen. Zudem wird bis zum 27. September von Nizza aus Kurs auf Newark genommen.
25 Prozent mehr Passagiere als in Vorjahren
Und damit hofft La Compagnie, wieder an die Erfolge der Vor-Corona-Ära anknüpfen zu können. Seinerzeit konnte sie einen Marktanteil von 23 Prozent bei Geschäftsreisenden zwischen Paris und New York erreichen. Insgesamt verbuchte La Compagnie 2019 auf 1318 Flügen rund 79 500 Passagiere. Das waren 25 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Auslastung hatte sich bei 81 Prozent eingependelt.
In Mailand soll bereits im Sommer ein Ladefaktor von 70 Prozent erreicht werden. Und die Zeichen stehen günstig, denn insbesondere die Buchungszahlen US-amerikanischer Passagiere sind mehr als zufriedenstellend. Die La-Compagnie-Führungskräfte wissen, dass der Geschäftsreiseverkehr in diesem Jahr nicht so stark sein wird wie 2019. Trotzdem glauben sie fest an dessen Renaissance. Zumal Mailand nach London und Paris das drittstärkste Einzugsgebiet in Europa bietet. Das Potenzial an Kunden, die sich einen Business-Class-Tarif leisten können, ist enorm.
Erlebnis der Extraklasse: Airline La Compagnie
Die französische Fluggesellschaft bietet ein Premium-Angebot an. Dieses ist im Durchschnitt um 20 bis 30 Prozent günstiger als jenes traditioneller Unternehmen. Damit möchten sie nicht nur Geschäftsleute ansprechen, sondern auch Familien. Die, die bereit sind etwas mehr auszugeben, erleben eine Reise, die das Attribut „Erlebnis“ auch verdient.
In Norditalien tritt die Fluggesellschaft übrigens gegen gleich sechs Wettbewerber mit den Zielorten JFK und Newark an. Im Jahr 2019 erzielte dieser Markt in Malpensa mehr als 320 Millionen Euro an Einnahmen. 221 Passagiere wurden pro Tag in der Business Class nonstop über den Atlantik geflogen. Konkurrenz schreckt La Compagnie jedoch nicht, auch Paris ist seit jeher ein hart umkämpfter Markt.
Unbegrenztes Hochgeschwindigkeits-Wi-Fi
Christian Vernet ist Geschäftsführer der französischen Fluggesellschaft. Er betont, dass Linienflüge Teil der La-Compagnie-DNA seien. Die beiden A321 wurden aber auch schon für Charterflüge zu Zielen in Afrika, der Karibik oder auf dem amerikanischen Kontinent eingesetzt. Beispielsweise führte das Unternehmen die „Le Tour du Monde en Avion Privé“ durch. Dies ist eine Art Kreuzflug, für die betuchte Klientel des französischen Reiseveranstalters Safrans du Monde. Die A321LR mit der Kennung F-HBUZ und in Sonderlackierung startete am 10. Mai in Orly. Über die Kapverden flog sie nach Rio de Janeiro und anschließend weiter nach Peru, auf die Osterinsel, nach Französisch-Polynesien, Australien, Laos, Kambodscha, Dubai und Jordanien. Am 31. März nach Paris zurückkehrte.
Die beiden A321LR sind mit vier Rockwell-Collins-Sitzen pro Reihe bestuhlt, die sich zu 192 Zentimeter langen Betten ausfahren lassen. Die neueste Generation des Inflight-Entertainments kann auf den knapp 16 Zoll großen Bildschirmen genossen werden. Zusätzlich wird unbegrenztes Hochgeschwindigkeits-Wi-Fi (bereitgestellt von Viasat) offeriert. Dies ermöglicht den Passagieren, im Internet zu surfen und beliebige Inhalte zu streamen. Nur telefonieren können sie nicht.
Airline La Compagnie: Themenbezogene Events
Auf einigen Strecken werden auch themenbezogene Events organisiert. Beispielsweise jüngst die Präsentation von Weinen der chilenischen Weinkellerei Vina Vik auf einem Flug von New York nach Mailand. Zu den weiteren Vorteilen zählt die Möglichkeit, die Express-Sicherheitskontrolllinien am Flughafen zu nutzen und in Lounges zu warten. Für Flüge ab Europa ist die Airline auf der Buchungsplattform von EasyJet Worldwide vertreten. Es wird erwartet, dass La Compagnie in den kommenden Monaten ein Codeshare- und/oder Interline-Abkommen mit einer europäischen Fluggesellschaft für Zubringerflüge abschließt. Vueling ist hier ein heiß gehandelter Favorit. Außerdem sind Gespräche mit US-amerikanischen Carriern für Zubringerdienste in Nordamerika vorgesehen.
Geplant ist laut Vernet außerdem die Verdoppelung der Flotte bis 2024. Zwei A321XLR sollen noch kommen. Mit ihnen kann eine Ausweitung des Streckennetzes nach Miami und Südamerika in Angriff genommen werden. Auch die Rückkehr nach London wird in B
etracht gezogen. Die Probleme im Zusammenhang mit dem Brexit machen es jedoch nicht einfach, von der britischen Hauptstadt aus zu operieren.
Interview mit dem Geschäftsführer:
AERO INTERNATIONAL: La Compagnie ist in zwei Märkten tätig, in denen starker Wettbewerb herrscht. Wie schneiden Sie im Vergleich zu Ihren Wettbewerbern ab?
CHRISTIAN VERNET: Wir sind an Wettbewerb gewöhnt, und wenn es keinen gibt, steigen die Preise. Unser Bemühen, den Kunden zu dienen und unser Bestes zu geben, ist Teil der Wettbewerbsfähigkeit. Auf der Verbindung Paris – New York sind wir sehr konkurrenzfähig. Die Mailand-Strecke verkaufen wir bereits seit Ende 2021, und die US-amerikanischen Kunden haben unser Unternehmen auf dieser Strecke sofort angenommen. Dies wurde ohne jegliche Marketinganstrengung und ohne Ankündigungen erreicht. Wir haben jetzt mit unserer Werbung auf dem US-Markt in unsere Ziele, einschließlich Mailand, investiert, und die Auslastung steigt zufriedenstellend.
AERO INTERNATIONAL: Sie sind die einzige reine Business- Class-Airline über den Atlantik. Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Einsatz der A321neo gemacht und wie wird die Flotte wachsen?
CHRISTIAN VERNET: Heute setzen wir die A321LR ein, die sehr gut funktioniert, effizient ist sowie genau das ist, was wir gewollt haben und was unsere Passagiere mögen. Was die Flotte betrifft, verfolgen wir einen Expansionsplan. In den nächsten Jahren sind wir an der XLR-Version interessiert, bei der es sich um das gleiche Flugzeug mit derselben Konfiguration, aber mit mehr Treibstoffkapazität handelt, um das Netz auf Ziele jenseits von New York auszuweiten. Geplant sind zwei XLRs, aber je nach Marktlage könnten es auch bis zu vier werden.
AERO INTERNATIONAL: Wie bieten Sie Ihr Produkt den Kunden an?
CHRISTIAN VERNET: Unsere Flüge sind auf diversen Vertriebskanälen, über General Sales Agents und Reisebüros buchbar. Die Reisebüros machen 40 Prozent unseres Umsatzes aus, aber die restlichen 60 Prozent kommen von unserer Website.
Text und Fotos: Marco Minari