Korean Air fliegt Ziele auf fünf Kontinenten an. Von Deutschland aus bietet sie sich auch als Airline für Flüge über Südkorea hinaus an. Transitpassagiere werden besonders umworben


Wer nach der Landung in Südkorea die Boeing 747-8 von Korean Air verlässt, glaubt sich für einen Augenblick in einer anderen Welt. Nach der Hektik und dem Gedränge am Frankfurter Airport, 10:25 Stunden Nachtflug und der Zeitverschiebung hat die Ankunft in Incheon schon etwas Surreales – so entspannend, ruhig und übersichtlich präsentiert sich das neue Terminal der koreanischen Fluggesellschaft. Es wird exklusiv von Korean Air und ihren Partnern genutzt und ist nicht nur wohltuend komfortabel, sondern gleichzeitig äußerst effizient.

Dieser Teil des Flughafens ist für die Airline auch ein Aushängeschild und damit Verkaufsargument ersten Rangs. Insbesondere Transitpassagiere – Fluggäste, die zum Beispiel aus Deutschland kommend nach Australien oder Neuseeland weiterreisen – werden von der Airline umworben. Dabei steht die Fluggesellschaft in hartem Wettbewerb zu den anderen großen Carriern aus Asien oder Mittelost. Und das sehr erfolgreich.

Zwei Drehkreuze in Korea

Die Beförderungszahlen von Korean Air nehmen von Jahr zu Jahr zu, von mehr als 25 Millionen Fluggästen 2015 auf 26,7 Millionen Passagiere 2017. „Diese Entwicklung verdanken wir der weltweit steigenden Nachfrage und unserem Bestreben, neue Märkte zu erschließen und flexibel auf die Bedürfnisse einzugehen“, sagt Joong-Yeol Lee, Korean Air Managing Vice President of Incheon Airport Passenger Traffic Office. Dabei setzt die Airline „auf einen Service mit Weltklasse-Niveau, technische Innovationen und optimierte Geschäftsabläufe”, wie es in einer Unternehmensmitteilung nicht ganz unbescheiden heißt.

Flaggschiff von Korean Air ist der Airbus A380. Die Airline setzt zehn der großen 
Maschinen ein (Foto: Paul Marais-Hayer)

Dass sich hinter dieser Ankündigung durchaus Substanz verbirgt, macht nicht zuletzt das neue Terminal der Airline deutlich.

 Korean Air betreibt zwei große Drehkreuze in Südkorea. Das internationale Drehkreuz ist der Flughafen in Incheon. Die Stadt mit drei Millionen Einwohnern liegt westlich in unmittelbarer Nähe der Metropole Seoul, in der rund zehn Millionen Menschen leben.

Inlandsdrehkreuz Seoul-Gimpo

Das Inlandsdrehkreuz von Korean Air befindet sich am Flughafen Gimpo in Seoul, von dem aus größtenteils die Inlandsflüge und einige Routen ins benachbarte Ausland durchgeführt werden. 
Die Airline fliegt 13 inländische Ziele an. Weltweit ist die Fluggesellschaft auf fünf Kontinenten mit Flügen präsent. Tradi
tionell ist China ein starker Markt. Über 26 Destinationen werden in der Volksrepublik angeflogen. In Japan sind es zwölf und im übrigen Asien weitere 26. Die Fluggesellschaft aus Südkorea bedient aber auch Neuseeland, Australien, Nordamerika sowie Europa. Hier ist Frankfurt neben London und Paris eines der wichtigsten Ziele.

Auch Süd- und Mittelamerika gehört zum Flugprogramm der Airline, allerdings nur bei der Fracht. Hier werden vier Ziele in diesem Gebiet angeflogen. 
Der Gütertransport hat ohnehin große Bedeutung für die Fluggesellschaft. 2017 war Korean Air die sechstgrößte Cargo-Airline der Welt. Das Frachtaufkommen betrug rund 1,6 Millionen Tonnen im internationalen Verkehr. Auf Inlandsflügen wurden 87 000 Tonnen transportiert. Nach den Kurier- und Expressdiensten Federal Express und UPS waren nur Emirates, Qatar Airways und Cathay Pacific größer, wenn man als Basis den Umschlag in Tonnen nimmt.

Eigene Frachtsparte inklusive eigenen Frachtterminals

Korean Air transportiert Fracht dabei nicht nur im Unterflurladeraum der Passagiermaschinen, sondern setzt auch eine Frachterflotte mit 25 Flugzeugen ein. Die Airline betreibt ein Frachtterminal mit einer Fläche von 100 000 Quadratmetern an ihrem Hauptdrehkreuz in Incheon und hat außerdem eigene Frachtterminals in New York, Los Angeles, in den japanischen Städten Narita und Osaka sowie Navoi in Usbekistan. Die Hauptladungsgüter, die in Europa verladen werden, sind Textilien und Waren aus dem Online-Handel, während Autoteile, Batterien und Elektronik die hauptsächliche Fracht in umgekehrter Richtung sind. 
Auch wirtschaftlich steht Korean Air gut da. 2017 hat die Airline einen Gewinn von umgerechnet 360,8 Millionen Euro erzielt.

Der Umsatz für das Jahr 2017 betrugt 8,9 Milliarden Euro. Das ist ein Zuwachs von 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Mit diesem Ergebnis sind wir sehr zufrieden“, sagt wenig überraschend Joong-Yeol Lee. „Wir gehen davon aus, dass dieser Trend auch 2018 angehalten hat.“
In diesem Jahr konnte die Airline das Streckennetz deutlich ausbauen. Seit September hat die Fluggesellschaft einen direkten Linienflug zwischen Seoul und der kroatischen Hauptstadt Zagreb aufgenommen. Das ist der erste Liniendienst, der Kroatien und Ostasien direkt verbindet. Die Verbindung wurde im Winterflugplan mit der Strecke nach Zürich verbunden.

Partnerfluggesellschaften in der Allianz Skyteam

Derzeit fliegt Korean Air dreimal wöchentlich von Incheon via Zagreb nach Zürich.
 Erweitert wurde die Zahl der Flüge auch auf den Flügen nach Seattle und Las Vegas in die USA, die statt fünf nun sechs Mal pro Woche angeflogen werden. Für weiteres Wachstum sind die Weichen gestellt. Korean Air erhofft sich speziell auf den Transpazifik- und US-Strecken wichtige Wachstumsimpulse durch die im Frühjahr 2018 vereinbarte erweiterte Zusammenarbeit mit Delta Air Lines. Fluggästen der südkoreanischen Airline steht dadurch eine größere Auswahl an Flügen innerhalb der USA zur Verfügung. 
Besonders stolz ist die Fluggesellschaft auf das im Januar 2018 eröffnete Terminal 2 am Incheon Airport.

Der Service an Bord der Flugzeuge ist professionell und freundlich (Foto: Korean Air)

Es wird exklusiv von Korean Air und ihren Partnerfluggesellschaften der Allianz Skyteam, Air France, Delta Air Lines und KLM genutzt und hat eine Kapazität von 18 Millionen Fluggästen. Die Umsteigezeiten sind hier besonders kurz. Korean Air verspricht einen Transit von 45 Minuten. Als die Fluggesellschaft im Terminal 1 angesiedelt war, waren es noch 70 Minuten, ein Wert, der sich im internationalen Vergleich aber durchaus auch sehen lassen kann. Das macht Korean Air zum Beispiel für Passagiere aus Europa interessant, die mit der Airline fliegen, deren endgültiges Reiseziel aber nicht in Südkorea, sondern woanders in Asien, Australien oder zum Beispiel Neuseeland liegt.

Seit Januar im neuen Terminal 2 am Incheon Airport

Im neuen Terminal sind immerhin bis zu 30 Prozent der Fluggäste Transitpassagiere. Wie sehr die Airline um diese Zielgruppe wirbt, machen auch die Angebote deutlich, die Reisende kostenlos in Anspruch nehmen können, die etwas länger auf ihren Anschluss warten. Für diese bietet die Korean Air kostenlose Touren nach Incheon oder Seoul, je nach Länge des Aufenthalts. Und bei Wartezeit über Nacht übernimmt die Fluggesellschaft auch noch die Kosten für die Übernachtung. 
Das neue Terminal 2 wird von Passagieren auch deshalb als so angenehm empfunden, weil es in den lichtdurchfluteten Gebäuden kaum einmal Schlangen oder Gedränge gibt.

Passagiere der Business- und First-Class können räumlich abgetrennte Check-in-Bereiche nutzen, die für Passagiere der obersten Buchungsklasse mit einer kleinen Lounge gekoppelt ist, in der sie auf eleganten Sofas sitzend mittels Concierge-Service einchecken können. Nach dem Passieren der Sicherheitskontrolle können die Passagiere die Wartezeit bis zum Abflug dann je nach Buchungsklasse in einer vor vier Lounges verbringen. 
An Bord der Maschinen bietet Korean Air die übliche Klasseneinteilung in Economy, Business Class, die bei Korean als Prestige bezeichnet wird, und First Class. Das Niveau braucht dabei in allen drei Buchungsklassen keinen internationalen Vergleich zu scheuen. Das gilt auch für den Service an Bord.

Unglück über Russland

Die Geschichte des kommerziellen Luftverkehrs in Südkorea lässt sich bis 1945 verfolgen. In diesem Jahr nahm eine Fluggesellschaft mit dem Namen Korean National Airlines die Arbeit auf, die allerdings wenig später Konkurs anmelden musste. 1962 gründete der Staat dann die Fluggesellschaft Korean Airlines. Mit dem Aufschwung der südkoreanischen Wirtschaft entstand zunehmender Bedarf nach leistungsfähigen Flugverbindungen im In- und ins Ausland. Um der Wirtschaft diese zu bieten, entschied sich die Regierung zur Privatisierung der Fluggesellschaft. Den Zuschlag dafür erhielt die Hanjin-Gruppe, die bereits seit langem im Transportgeschäft, vor allem im Bereich der Schifffahrt, Erfahrung gesammelt hatte.

Hanjin übernahm die Airline am 1. März 1969, was heute von der Fluggesellschaft als eigentliches Gründungsdatum angegeben wird. 2019 feiert die Airline damit ihr 50-jähriges Bestehen. 
Zum Zeitpunkt der Privatisierung flog das Unternehmen international nach Osaka und Hongkong. In den folgenden Jahren wurde das Streckennetz ausgebaut – wobei der Frachtverkehr den Anfang machte. Am 26. April 1971 eröffnete Korean Airlines die sogenannte Transpazifik-Route, die Seoul, Tokio und Los Angeles miteinander verband. Ein Jahr später nahm die Airline die erste Passagierverbindung in die USA auf.

Fluggesellschaft mit langer Geschichte

1973 ging die erste Boeing 747 in Dienst und 1974 der erste 747-Frachter. Ab 1975 flog Korean Airlines Paris an, wobei auch hier schon zwei Jahre zuvor Frachterflüge aufgenommen wurden. 1984 änderte die Fluggesellschaft das Logo, den optischen Auftritt und auch den Namen, der auf Korean Air verkürzt wurde. In den folgenden Jahren erweiterte das Unternehmen Flotte und Destinationen. 1989 nahm die Airline die Boeing 747-400 in Empfang, 1997 folgte die 777.
 Inbesondere in den achtziger und neunziger Jahren kam es zu einer ganze Reihe von Flugzeugunglücken bei Korean Air, worunter einige der Weltöffentlichkeit besonders in Erinnerung blieben. Dazu gehört der Verlust einer Boeing 747-200, die 1983 beim Flug von New York über Anchorage nach Seoul über das Gebiet der damaligen Sowjetunion geriet und von einem Abfangjäger abgeschossen wurde.

Die Boeing 777 HL8250 ist mit dem Siegerbild der Future Artist Olympiade für Kinder lackiert (Foto: Andrew Hunt)

Dabei starben alle 269 Insassen. 
Weniger bekannt ist, dass es schon 1978 zu einem ganz ähnlichen Zwischenfall kam. Dabei geriet eine Boeing 707 beim Flug von Paris über Anchorage nach Seoul über das Gebiet der UdSSR. Die gestarteten Abfangjäger beschossen die Maschine und beschädigten sie schwer. Die Piloten verhinderten eine Katastrophe durch eine Notlandung auf einem gefrorenen See. Zwei Passagiere kamen bei dem Vorfall durch die Geschosse ums Leben. Bei einem weiteren Unglück raste 1997 eine Boeing 747 beim Anflug auf die Pazifikinsel Guam gegen einen Hügel, wobei 228 Menschen starben. Es gab noch weitere Unglücke.

Verbesserungen in der Sicherheitskultur

In der Folge dieser Katastrophen verbesserte die Airline ihre Arbeit an der Sicherheitskultur massiv, was zu einer beispiellosen Verbesserung führte. Seit 2000 blieb Korean Air von Katastrophen verschont.
In den neunziger Jahren verstärkte sich die internationale Zusammenarbeit zwischen Airlines rund um den Globus. An dieser Entwicklung nahm auch Korean Air teil – und orientierte sich dabei stark in Richtung USA. 1996 vereinbarten Korean Air und die US-Fluggesellschaft Delta Air Lines eine erste Zusammenarbeit, die sich auf die gemeinsame Beförderung von Passagieren zwischen Los Angeles und Hawaii erstreckte.

Was in kleinem Rahmen begann, hatte weitreichende Folgen. Es war die Zeit, in der sich weltweit die großen Airline-Allianzen herausbildeten. Die bei dieser Zusammenarbeit gemachten Erfahrungen waren so positiv, dass Korean Air und Delta Air Lines im Juni 2000 an die Öffentlichkeit traten und zusammen mit Air France und Aeromexico die Gründung einer gemeinsamen Allianz bekanntgaben, die unter dem Namen Sky Team bis heute eine weltweit führende Rolle spielt.

Text: Frank Littek, AERO INTERNATIONAL 1/2019