Nachhaltigkeit bei Condor: Neue Wege bei der Pilotenausbildung

Die zweitgrößte deutsche Airline, Condor, nutzt bei der Ausbildung ihrer angehenden Piloten das Elektroflugzeug Pipistrel Velis Electro der Flugschule TFC Käufer in Essen.
Der Verkehrslandeplatz Essen-Mülheim ist überregional durch die dort stationierten Luftschiffe der WDL bekannt. Ihre voluminöse Halle ist von der nah am Flugplatzgelände vorbeiführenden Autobahn gut zu sehen. Zudem spielt der Platz aktuell eine bedeutsame Rolle bei der nachhaltigen Transformation der Ausbildung von Verkehrspiloten der Ferienfluggesellschaft Condor.
Nachhaltigkeit bei Condor: Mehr als grüne Streifen
Jetzt wurde dort bei der Flugschule TFC Käufer der weltweit erste eMPL-Lehrgang abgeschlossen. Das e steht dabei für die Verwendung von Elektroflugzeugen bei der Ausbildung zur Multi-Crew Pilot License (MPL). Das feierten die beteiligten Unternehmen und Behörden.
AERO INTERNATIONAL sprach mit Christian Schmitt, Chief Operating Officer & Accountable Manager (COO) der Condor Flugdienst, Ina Preuß, Ministrialrätin Klimaschutz und Innovative Technologien im Luftverkehr im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Anton Sedivi, Head of Training und Ausbilder der TFC Käufer sowie Christian Käufer, Inhaber der Flugschule TFC Käufer.
TFC Käufer nutzt neben konventionellen Schulflugzeugen mit Kolbenmotor auch zwei Velis Electro des slowenischen Herstellers Pipistrel. Der zweisitzige Hochdecker wird rein elektrisch mit Akkus angetrieben.
Elektro-Pionierarbeit
„Wir machen hier Pionierarbeit“, sagt Ina Preuß. Christian Käufer betont, dass es 18 Monate Vorlauf von der ersten Idee bis zum Schulungsbeginn bedurfte, bevor der erste eMPL-Kurs der Condor in Essen an den Start gehen konnte. „Ich war im Juli 2021 in Slowenien bei Pipistrel, die jetzt zu Textron gehören und habe mir dort erstmals die Velis Electro angeschaut. Zwei Wochen darauf besuchte ich Christian Schmitt und erzähle ihm von meinen Plänen – und nochmals zwei Wochen später redete ich das erste Mal mit dem Luftfahrt-Bundesamt (LBA) über die Idee“, erinnert sich Käufer.
Die Behörde forderte eine Überarbeitung der Lerninhalte. Die Flugschüler müssen nun die Funktionsweise von Elektro- ebenso wie von Kolbenmotor erlernen. „Dies war noch nie zuvor in Trainingsdokumenten festgehalten worden. Dem folgte eine Risikobewertung: Was kann passieren, und was macht man, wenn etwas passiert“, blickt der Unternehmer zurück. Schon 2021 erwarb TFC Käufer die erste Elektro-Pipistrel, da das LBA eine Garantie haben wollte, dass es die Flugschule ernst meint – und die behördliche Arbeit zur Genehmigung der Schulung nicht umsonst ist.
Für den Erfolg dieser Zulassungsarbeit sei es unerlässlich gewesen, einen starken Partner an der Seite zu haben. „Ohne das Vertrauen von Condor und insbesondere Christan Schmitt sowie den Mut, diesen Schritt auch innerhalb der Condor gegen Zweifler durchzusetzen, hätten wir dies niemals geschafft“, ist sich Christian Käufer sicher. Doch nun ist es vollbracht und der erste, am 30. Januar 2023 gestartete eMPL-Kurs, der von Condor eCAP genannt wird, endet derzeit. Die Flugschüler werden nun ihren Weg als Copiloten in die Cockpits der Condor-Jets finden.
Neben den beiden Pipistrel Velis Electro nutzt TFC Käufer auch einen Pipistrel-Flugsimulator für die Trainingszwecke der „ab initio“-Kurse, die keine Flugvorkenntnisse erfordern. Im Rahmen der Grundausbildung von Verkehrspiloten werden die Elektroflugzeuge vor allem in der Nähe des Flugplatzes eingesetzt – ergänzt um mehr als 200 Stunden im Simulator. Sechs Fluglehrer sind speziell für das Training auf diesem Fluggerät weitergebildet worden.
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