Staatliche Kosten im deutschen Luftverkehr steigen 2025 um weitere 1,2 Milliarden Euro. Der BDL warnt vor massiven Wettbewerbsnachteilen – und fordert dringend Entlastungen.

Der Luftverkehrsstandort Deutschland steht massiv unter Druck: Für 2025 erwartet die Branche zusätzliche staatliche Belastungen von fast 1,2 Milliarden Euro. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) warnt vor gravierenden Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit und fordert dringend Entlastungen. „Die Belastungen für den Luftverkehrsstandort erreichen einen gefährlichen Kipppunkt – Deutschland verliert den Anschluss an Europa“, erklärt BDL-Präsident Jens Bischof.

Bereits im Jahr 2024 lagen die staatlichen Standortkosten im deutschen Luftverkehr bei rund 3,3 Milliarden Euro – ein Spitzenwert im europäischen Vergleich. Die zusätzlichen Abgaben 2025 setzen sich unter anderem aus einer höheren Luftverkehrsteuer, steigenden Flugsicherungsgebühren sowie den Kosten für Sicherheitskontrollen und die Nutzung nachhaltiger Kraftstoffe zusammen. Während Länder wie Schweden die Luftverkehrsteuer ersatzlos gestrichen haben, steigen die staatlichen Kosten in Deutschland weiter an. „Das hat dramatische Folgen für die Anbindung der deutschen Wirtschaft an ihre internationalen Märkte“, so Bischof. „Deutsche Flughäfen verlieren zunehmend an Bedeutung, während Punkt-zu-Punkt-Airlines ihre Flotten in Länder mit besseren Rahmenbedingungen verlagern.“

Deutschland abgeschlagen bei der Erholung des Luftverkehrs

Die Entwicklung der Passagierzahlen in Deutschland zeigt ein klares Bild: Während der Luftverkehr in Europa das Vor-Corona-Niveau längst übertrifft, hinkt Deutschland deutlich hinterher. Im Jahr 2024 erreichte die Erholungsrate hierzulande nur 85 Prozent des Vorkrisenniveaus – ohne Deutschland lag der europäische Durchschnitt hingegen bei 104 Prozent.

Besonders schwach entwickelte sich der innerdeutsche Luftverkehr: Hier stagniert das Angebot seit 2023 bei etwa 50 Prozent des Vorkrisenniveaus. Zum Vergleich: In Ländern wie Spanien oder Italien hat sich der Inlandsverkehr bereits vollständig erholt oder das Vorkrisenniveau sogar übertroffen.

Wettbewerbsnachteile im internationalen Luftverkehr

Auch im internationalen Vergleich geraten deutsche Airlines zunehmend ins Hintertreffen. Eine Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zeigt, dass chinesische Airlines ihren Marktanteil auf Verbindungen zwischen Europa und Asien seit 2010 nahezu verdoppelt haben. Grund ist die Sperrung des russischen Luftraums für europäische Airlines, die zu kostspieligen Umwegen gezwungen sind – chinesische Fluggesellschaften hingegen fliegen weiterhin die direkte Route.

„Diese ungleichen Wettbewerbsbedingungen verschärfen die Probleme für den Luftverkehrsstandort Deutschland zusätzlich“, betont Bischof.

Luftfracht nahe am Vor-Corona-Niveau, aber mit Wachstumsschwäche

Ein Lichtblick zeigt sich bei der Luftfracht: Im Jahr 2024 erreichte das Aufkommen mit 4,78 Millionen Tonnen fast das Niveau von 2019. Das Wachstum blieb jedoch hinter den Erwartungen zurück. Standorte wie London-Heathrow und Amsterdam verzeichneten deutlich höhere Zuwächse als deutsche Flughäfen.

„Die Luftfracht ist ein zentraler Baustein unserer Wirtschaft. Wir müssen jetzt handeln, um den Logistikstandort Deutschland zu sichern“, fordert der BDL-Präsident.

Sommer 2025: Wachstum bleibt hinter Europa zurück

Der Ausblick auf den Sommer 2025 macht wenig Hoffnung auf schnelle Besserung. Während das Sitzplatzangebot in Europa auf 109 Prozent des Vorkrisenniveaus steigen soll, erwartet Deutschland lediglich eine Erholung auf 91 Prozent. Die Hauptursache: zu hohe staatliche Standortkosten.

„Wenn wir unseren Anschluss an die Welt behalten wollen, brauchen wir echte Entlastungen – und zwar schnell“, so Bischof. Der BDL fordert die Abschaffung der Luftverkehrsteuer sowie eine Senkung der weiteren Standortkosten, um den Luftverkehrsstandort Deutschland langfristig wettbewerbsfähig zu halten.