Heathrow war der erste Flughafen weltweit, der vor mehr als 60 Jahren einen VIP-Service angeboten hat. Nun modernisierte der Airport die Lounge. Doch was hat das mit Andy Warhol und Banksy zu tun?

Windsor by Heathrow: Wenn das nicht königlich klingt. Zumal sich die Royal Family Großbritanniens 1917 ihrer deutschen Abstammung namentlich (Haus Sachsen-Coburg und Gotha) entledigt und sich stattdessen nach ihrem größten Schloss, das sich übrigens in direkter Nähe zum Flughafen Heathrow befindet, benannt hatte.

König Charles ist regelmäßiger Gast im Terminal 5 in London-Heathrow. Bild: Heathrow Airport

Windsor by Heathrow heißt passenderweise jetzt auch die VIP-Lounge des größten britischen Flughafens. Dieser exklusive Wartebereich mit All-inclusive-Betreuung für die elitäre Klientel bietet seinen Gästen einen diskreten, luxuriösen und persönlichen Service und wurde in den vergangenen Monaten für rund drei Millionen britische Pfund noch weiter aufgewertet. Diese Investition kommt zu dem kürzlich angekündigten Budget in Höhe von 2,3 Milliarden Pfund hinzu, mit dem der Flughafen in den nächsten zwei Jahren modernisiert werden soll.

Vom Rückzugsort zur VIP-Lounge

Neu ist das VIP-Angebot nicht. Im Gegenteil: Heathrow hatte Anfang der sechziger Jahre den weltweit ersten VIP-Flughafenservice eingeführt, der zunächst ausschließlich Diplomaten und königlichen Gästen zur Verfügung stand.

Die Beatles starteten am 13. August 1965 in London-Heathrow zur US-Tour. Doch anfangs stand der VIP-Service nur Diplomaten und königlichen Gästen zur Verfügung, um Personen vor neugierigen Blicken zu schützen. Bild: Heathrow Airport

Von Luxus konnte seinerzeit jedoch nicht die Rede sein. Noch 1989 wurden die Diplomaten-Suiten von der britischen Regierung als funktionale Rückzugsorte finanziert, um die Personen vor neugierigen Blicken und Sicherheitsbedrohungen zu schützen.

Im Jahr 2008 wurden die Dienstleistungen mit der Einführung der Windsor Suite erweitert, und ab 2009 vermarktete Heathrow den Service auch offiziell. Das Angebot war rechtzeitig vor den Olympischen Sommerspielen 2012 in London, zu denen zahlreiche Promis mit dem nötigen Kleingeld erwartet wurden, eingeführt worden.

Flughafen London-Heathrow: Was kostet der VIP-Service?

Mit Preisen ab 3812 Pfund (inklusive Mehrwertsteuer) für bis zu drei First- beziehungsweise Business-Class-Reisende ist der Luxusservice in Heathrow auf die Bedürfnisse von hochrangigen Gästen – von führenden Politikern bis hin zu A-Prominenten – zugeschnitten. Geboten wird neben einem luxuriösen Ambiente absolute Diskretion und höchster Komfort.

Windsor by Heathrow: Luxuriöse Lounge macht Warteträume wahr. Bild: Heathrow Airport

Charlotte Burns, VIP-Leiterin in Heathrow, betont zusätzlich das „unvergleichliches Erlebnis, das die feinste britische Gastfreundschaft widerspiegelt. Von dem Moment an, in dem Sie aus Ihrer Haustür treten, bis zu der Sekunde, in der Sie an Bord Ihres Flugzeugs gehen, sorgen wir dafür, dass sich um jedes Detail gekümmert wird – damit die Reise nahtlos, entspannt und unvergesslich wird“. Ein Team von etwa 150 Butlern, Köchen, Fahrern, Managern und Verbindungsbeamten hält The Windsor täglich zwischen 5 Uhr morgens und Mitternacht im Schichtbetrieb am Laufen.

Zu den beliebtesten Zielen der The-Windsor-Gäste gehören Doha, Riad und Dubai, aber auch Los Angeles und New York. Zu den meistgenutzten Fluggesellschaften zählen Etihad, Qatar Airways, British Airways, American Airlines und Emirates. Allerdings können Gäste, jährlich sind’s immerhin rund 50.000, den VIP-Service unabhängig von der Fluggesellschaft nutzen.

Luxuriöses Interieur und Kunst zum Kaufen

Die erste Phase der Renovierung umfasste acht Suiten und die stilvolle Eingangslobby. Die von dem preisgekrönten Oliver Burns Studio entworfenen Innenräume vereinen Luxus mit zeitgenössischer Eleganz und zeichnen sich durch eine helle und einladende Ästhetik aus, die durch maßgeschneiderte und von lokalen Kunsthandwerkern gefertigte Möbel ergänzt wird.

Die Lounge ist gleichzeitig eine private Galerie, in der museumswürdige Kunstwerke aus der ganzen Welt ausgestellt sind. Bilder von David Hockney, Tracey Emin und Francis Bacon, aber auch von US-amerikanischen Ikonen wie Andy Warhol hängen an den Wänden. Die Gäste können sie per Mausklick über einen QR-Code erwerben, der neben jedem Kunstwerk hängt.

Ausgestellte Kunstwerke stehen in der VIP-Lounge auch zum Verkauf. Bild: Heathrow Airport

Die Sammlung wird alle zwei Monate erneuert und bietet den Besuchern eine sich ständig weiterentwickelnde und doch zeitlose Ausstellung. In diesem Monat werden von Banksy „Nola (White Rain 2008)“ und von Andy Warhol „Diamond Dust Show (1980)“ präsentiert.

Welche Dienstleistungen bietet “The Windsor by Heathrow”?

Der Von-Tür-zu-Tür-Service steht 16 Stunden am Tag im Angebot. Dahinter verbirgt sich ein Chauffeurservice, der die Gäste direkt von ihrer Haustür abholt und zum Flughafen bringt beziehungsweise an ihrem Flugzeug empfängt und zu Hause absetzt.

Bei Einwanderung und Zollabfertigung steht ein engagierter Beamter der Border Force zur Stelle, um die privaten Angelegenheiten zu regeln. Alle Flughafenformalitäten werden vom Heathrow-VIP-Team erledigt. Die Gäste geben ihren Gastgebern einfach ihre Pässe und Dokumente. Das Team sorgt außerdem dafür, dass das Gepäck schnell und sicher abgeholt oder abgegeben wird, ganz gleich, ob die Gäste ankommen oder abreisen.

In der Lounge wird großer Wert auf Genuss gelegt. Auf der neuen Speisekarte von Küchenchef Jason Atherton, einem hochdekorierten Sternekoch, stehen unter anderem gebratene Seebrasse mit Rote-Bete-Risotto oder Earl-Grey-Schokoladenmousse. Und: Auf Wunsch können die Gäste von The Windsor ihren eigenen Personal Shopper an die Seite bekommen, der sich in den hinteren Gängen von Heathrow bestens zurechtfindet und die Gäste diskret zu ihren Lieblingsgeschäften im Terminal 5 bringt.