Nach Flugzeugabsturz: EASA verschärft Wartungsvorgaben für Enteisungssysteme
Die EASA reagiert auf den Absturz einer ATR 72-500 in Brasilien und fordert neue Prüfintervalle für Enteisungssysteme.
Am 9. August 2024 ereignete sich ein tragischer Flugzeugabsturz in Brasilien, bei dem alle 62 Insassen eines Inlandsflugs der Voepass Linhas Aéreas ums Leben kamen. Die ATR 72-500 des Flugs Voepass 2283 stürzte nordwestlich von São Paulo ab, nachdem die Besatzung offenbar die Kontrolle über das Flugzeug verlor. Untersuchungen legen nahe, dass Vereisung eine entscheidende Rolle gespielt haben könnte.
Absturzhergang: Was passierte bei Voepass 2283?
Der Flug befand sich im Landeanflug auf den Flughafen Guarulhos in São Paulo. Um 16:17 Uhr schaltete die Crew das Enteisungssystem des Flugzeugs ein. Laut dem Stimmenrekorder wies der Erste Offizier auf “viel Eis” hin. Doch nur wenige Minuten später, um 16:21 Uhr, registrierten die Systeme einen Strömungsabriss – ein plötzlicher Verlust des Auftriebs, der dazu führte, dass die Maschine abstürzte. Der Unfall forderte das Leben aller 62 Menschen an Bord.
Die brasilianische Flugunfallstelle CENIPA veröffentlichte bereits einen Monat nach dem Unglück erste Details zum Unfallhergang, während die Ermittlungen weiterlaufen.
Vereisung als zentrale Unfallursache
Ein Hauptfokus der Untersuchung liegt auf den Auswirkungen von Vereisung während des Flugs. Bei winterlichen Wetterbedingungen kann sich Eis an den Tragflächen und anderen Flugzeugteilen bilden, was die Aerodynamik stark beeinträchtigt. Die ATR 72-500 verfügt über ein Enteisungssystem, doch es wird vermutet, dass ein technischer Defekt, möglicherweise ein sogenannter „schlafender Fehler“, eine Rolle spielte.
Ein „schlafender Fehler“ ist ein verborgenes Problem im System, das bei normalem Betrieb nicht auffällt, jedoch unter spezifischen Bedingungen, wie etwa starker Vereisung, gravierende Folgen haben kann.
Reaktion der Luftfahrtbehörden: Sicherheitsanweisungen verschärft
Im Zuge der Ermittlungen hat der Flugzeughersteller ATR Wartungsvorgaben für das Enteisungssystem angepasst. Die europäische Luftfahrtbehörde EASA veröffentlichte eine Lufttüchtigkeitsanweisung, die Betreiber von ATR-Flugzeugen dazu verpflichtet, bestimmte Bauteile des Enteisungssystems – darunter Druckregler und Sperrventile – in kürzeren Intervallen zu überprüfen. Ziel ist es, potenzielle Fehler frühzeitig zu erkennen und zu beheben.
Laut der EASA besteht bei unentdeckten Defekten die Gefahr eines Kontrollverlusts über das Flugzeug, insbesondere unter Vereisungsbedingungen.