Flugtaxi-Hersteller Lilium steht vor der Insolvenz. Fehlende Staatshilfen und hohe Kosten bringen das Unternehmen in Bedrängnis.

Der deutsche Flugtaxi-Pionier Lilium muss aufgrund fehlender finanzieller Mittel einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung stellen. Sowohl die Lilium GmbH als auch die Lilium eAircraft GmbH sind betroffen. Dieser Schritt erfolgte, nachdem der Antrag auf staatliche Unterstützung abgelehnt wurde.

Finanzielle Engpässe und gescheiterte Staatshilfen für Lilium

Lilium entwickelte in den letzten Jahren ein elektrisch betriebenes Flugtaxi und konnte dabei eine beachtliche Marktresonanz erzielen. Mit mehr als 700 Fest- und Vorbestellungen, unter anderem aus den USA, Europa und Saudi-Arabien, hatte das Unternehmen einen vielversprechenden Start. Doch das hohe finanzielle Engagement, das zur Erreichung der nächsten Schritte erforderlich war, konnte Lilium nicht mehr alleine stemmen. Allein im ersten Halbjahr 2024 beliefen sich die Ausgaben auf nahezu 200 Millionen Euro.

Lilium beantragte daher eine Kreditbürgschaft des Bundes in Höhe von 50 Millionen Euro. Diese sollte den Zugang zu einem Kredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) erleichtern. Allerdings scheiterte der Antrag an der politischen Uneinigkeit: Während SPD und FDP die Bürgschaft unterstützen wollten, sprachen sich die Grünen dagegen aus. Sie sehen Flugtaxis als „ein Produkt im Luxussegment“. In einer Zeit in der die Leute nicht mehr in die Arbeit kommen, weil kein Zug fährt, seien nicht einfach 50 Millionen Euro übrig. Ohne diese Bundesbürgschaft zog sich auch der Freistaat Bayern zurück, der ebenfalls eine Bürgschaft in Höhe von 50 Millionen Euro angeboten hatte. Laut Mitgründer Daniel Wiegand wurde Lilium hierdurch in eine akute finanzielle Schieflage gebracht.

Insolvenz in Eigenverwaltung: Kontrolle bleibt bei der Geschäftsführung

Mit dem Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung versucht Lilium, die Kontrolle über das Unternehmen zu behalten. Im Unterschied zu einem regulären Insolvenzverfahren verbleibt die Unternehmensführung bei den bisherigen Geschäftsführern, was den laufenden Betrieb vereinfacht. Dennoch ist der Ausgang dieses Verfahrens unsicher, da das zuständige Amtsgericht Weilheim dem Antrag auf Selbstverwaltung noch zustimmen muss.

Das Unternehmen teilt mit, dass eine Insolvenz der börsennotierten Muttergesellschaft ebenfalls nicht ausgeschlossen ist. Die Lilium-Aktie reagierte unmittelbar auf diese Entwicklungen und verlor über 50 Prozent ihres Wertes.

Entwicklung des Lilium-Jets

Lilium hatte ehrgeizige Pläne für die Zukunft der Elektromobilität in der Luftfahrt. Das Lilium-Flugtaxi, ein elektrisch betriebenes Kleinflugzeug, wurde intensiv getestet, und der erste bemannte Flug war für das kommende Frühjahr vorgesehen. Die erste Auslieferung an Kunden sollte 2026 starten. Unter der Leitung von CEO Klaus Roewe, einem ehemaligen Airbus-Manager, beschäftigt Lilium rund 1.000 Mitarbeiter.

Lilium argumentierte, dass die anfänglichen Investitionen im Bereich der Luftfahrt schlicht zu hoch sind, um rein privatwirtschaftlich getragen zu werden. Das Unternehmen hob hervor, dass weltweit noch kein vergleichbares Flugzeugprogramm ohne staatliche Förderung realisiert wurde. In anderen Ländern wie China und den USA wird die Entwicklung elektrischer Flugzeuge stark subventioniert. Frankreich signalisierte ebenfalls Unterstützung, falls Lilium dort einen Standort eröffnet.

Düstere Aussichten für Lilium

Seit der Gründung von Lilium haben Investoren wie Tencent, Atomico und Honeywell mehr als 1,5 Milliarden Euro in das Unternehmen investiert. Trotz dieser beträchtlichen Summen stehen die Investoren derzeit mit Verlusten von 1,46 Milliarden Euro da. Angesichts der drohenden Insolvenz könnte das Unternehmen zudem vom Nasdaq Global Select Market ausgeschlossen werden, was die finanzielle Lage weiter verschärfen würde.