Brasiliens Regierung hat ein Gesetz zur Dekarbonisierung des Transportsektors beschlossen. Das für die Luftfahrt im Land hergestellte SAF könnte zu Lasten des Urwalds gehen.

Brasilien ist mit einem Bruttonationaleinkommen von umgerechnet rund 1753 Milliarden US-Dollar (2022) die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas. Auch flächenmäßig ist es das größte Land Südamerikas. Brasilien beherbergt zudem die größte Artenvielfalt, den größten noch verbliebenen Regenwald und mit dem Amazonas den wasserreichsten Fluss der Welt.

Dieses Naturerbe zu schützen und dennoch einen nachhaltigen Wachstumskurs einzuschlagen, ist das erklärte Ziel von Staatspräsident Luiz Inácio da Silva. Er möchte nichts Geringeres, als dass sein Land „die weltweit größte Energie-Revolution“ anführt.

Brasilien: Erfolgreiches Schwellenland

Am 8. Oktober präsentierte da Silva auf der Luftwaffenbasis der Hauptstadt Brasilia das gerade erst vom Kongress abgesegnete Gesetz Nummer 528/2020. Darin geht es um die Dekarbonisierung des Transportsektors mittels grünem Diesel sowie der Förderung von Biogas. Ein wichtiger Teil des Gesetzes ist das „Nationale Programm für nachhaltigen Treibstoff für die Luftfahrt“.

Es besagt, dass auf Inlandsflügen ab 2027 zunächst ein Prozent nachhaltiger Kraftstoff (SAF) dem Kerosin beizumischen ist. Diese Menge soll bis 2037 auf zehn Prozent ansteigen. 

Die jetzt für die Luftfahrt und andere Transportsektoren beschlossenen Maßnahmen sollen dazu beitragen, den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2037 um 705 Millionen Tonnen zu reduzieren. Brasilien setzt aktuell auf das HEFA-Herstellungsverfahren von grünen Treibstoffen. Dabei dienen entweder Pflanzenöle, tierische Fette oder Biomasse als Grundlage für die Treibstoffproduktion.

Der brasilianische Transportsektor soll grün werden. Das wünscht sich auch Francisco Gomes Neto, CEO und Präsident von Embraer. Hier am Rednerpult anlässlich der Einführung des Gesetzes für den Treibstoff der Zukunft. Bild: Embraer

Biosprit von Rodungsflächen?

Doch genau hier setzen Umweltverbände ihre Kritik an. Denn die in Brasilien stark verbreiteten Biotreibstoffe basieren überwiegend auf extra dafür angebautem Zuckerrohr. Und dieses wird oft auf abgeholztem Urwaldgelände angebaut.

Aktuell sind noch 60 Prozent der Fläche Brasiliens bewaldet – und 30 Prozent jener Wälder stehen unter Naturschutz. Dennoch sehen Naturschützer dieses für die Weltbevölkerung so wichtige Naturreservat in Gefahr – nicht zuletzt durch den steigenden Bedarf an Biotreibstoff.