Mit Braathens Regional Airlines (BRA) verliert der Flughafen Stockholm-Bromma seine letzte große Airline. Ist dies das Aus für den umstrittenen City-Airport?

Seit Jahrzehnten wird in der schwedischen Politik darüber gestritten, ob der City-Airport Stockholm-Bromma eine Zukunft hat. Befürworter betonen die Zentrumsnähe als unbestrittenen Standortvorteil gegenüber dem weit im Norden der Stadt liegenden Großflughafen Arlanda.

Doch Gegner Brommas sehen genau in dieser City-Nähe das größte Minus. Einerseits beklagen sie den vom Airport ausgehenden Fluglärm, andererseits wird gefordert, die Flughafenfläche für die Bebauung freizugeben um dringend benötigten Wohnraum zu schaffen.

Eine Zukunft für den City-Airport Stockholm-Bromma?

Selbst der Flughafenbetreiber Swedavia, zu dem neben Bromma unter anderem auch Arlanda gehört, unterstützt eine Konzentration des Luftverkehrs in der schwedischen Hauptstadt auf den weiter ausbaufähigen Großflughafen zwischen Stockholm und der Universitätsstadt Uppsala.

Stockholm-Arlanda befindet sich inmitten eines großen Modernisierungs- und Expansionsprogramms. Bild: Swedavia

Als der Flughafen Stockholm-Bromma 1936 eröffnet wurde, lag er noch weit vor den Toren der Stadt. Doch im Lauf der Jahrzehnte zogen immer mehr Menschen in die schwedische Hauptstadt, bis der Airport von Wohnquartieren umgeben war. Allein aus diesem Grund ist eine Verlängerung der nur 1668 Meter langen Startbahn sowie eine Erweiterung der Abfertigungsanlagen nicht mehr möglich.

Stockholm-Bromma schrieb Geschichte, als SILA (heute SAS) im Jahr 1945 die erste Linienverbindung mit einem Landflugzeug, einer Boeing B-17 Felix, zwischen Europa und den USA eröffnete. Bild: Saab

Seit der Eröffnung von Arlanda im Jahr 1962 verlor Bromma stetig an Bedeutung. Zuerst zog der internationale Flugverkehr zum neuen Flughafen vor den Toren der Stadt. 1984 dann sämtliche Inlandsrouten von Linjeflyg und SAS.

BRA-Umzug nach Arlanda

Doch kein Politiker, sondern die Fluggesellschaft SAS könnte unter Umständen das frühzeitige Aus für Bromma bringen. Sie schloss kürzlich mit Braathens Regional Airlines (BRA), der mit Abstand größten Regionalairline am Platz, ein siebenjähriges Kooperationsabkommen. Im Rahmen dessen wird BRA zum Jahresende in Bromma aufhören und ab Januar für SAS ab Arlanda fliegen.

Die Konsequenzen aus dem Verlust von 90 Prozent des Verkehrsaufkommens sind für den City-Airport dramatisch. Dabei hätte Bromma eine Betriebsgenehmigung bis zum Jahr 2038. Erst 2021 wurde mit einer Straßenbahnlinie ein weiterer Anschluß an das ÖPNV-Netz Stockholms geschaffen, gefolgt von einer  Modernisierung und Erweiterung der Abfertigungsanlagen sowie einer Renovierung des Abfertigungsvorfelds.


Doch diese Investitionen machte die Covid-Pandemie zu Nichte, von der sich die Verkehrszahlen in Bromma nicht mehr erholen sollten. Swedavia President und CEO Jonas Abrahamson kommentiert die aktuellen Entwicklungen wie folgt: „Wir werden nun unseren Betrieb am Flughafen an die neue Verkehrsstruktur anpassen. Dies wird in engem Dialog mit den von der Änderung betroffenen Mitarbeitern geschehen. Bromma ist ein effizienter und gut gewarteter Flughafen, der von vielen Passagieren geschätzt wird. Es ist jedoch kein Geheimnis, dass die Auslastung von Bromma seit mehreren Jahren zu gering ist. Die Konzentration des Flugverkehrs auf Stockholm-Arlanda ist daher ein logischer Schritt. Dies ändert die Bedingungen für den Betrieb von Bromma und wirft politische Fragen zur Zukunft des Flughafens auf.“

Der schwedische Wintersportort Sälen ist eine der neuen Destinationen, die BRA im Auftrag von SAS ab Arlanda anfliegen soll. Bild: SAS

BRA gibt Selbständigkeit auf

Braathens schreibt in einer Erklärung: „In den letzten Jahren hat BRA das Geschäftsfeld der Vertragsflüge für Reiseveranstalter und andere Fluggesellschaften entwickelt, das heute neben den inländischen Linienflügen mehr als die Hälfte des Geschäfts ausmacht. Der Inlandsmarkt ist deutlich kleiner als vor der Pandemie, während die Nachfrage nach Vertragsflügen gestiegen ist, was zu der Entscheidung geführt hat, den Linienbetrieb nicht fortzusetzen.“

Der jetzt unterzeichnete SAS-Vertrag hat laut BRA einen Wert von rund sechs Milliarden schwedischen Kronen (zirka 530 Millionen Euro) und eine Laufzeit von sieben Jahren. In dessen Rahmen wird BRA ihre Flugzeugflotte vergrößern und sucht derzeit nach Cockpit- wie Kabinenbesatzungen.

SAS-Expansion mit BRA-Turboprops

Als erstes Resultat der neuen Kooperation wird SAS bereits ab Januar neue Routen nach Halmstad, Kalmar und Sälen mit den BRA-Turboprops eröffnen. Spätestens im März 2025 sollen existierende Routen massiv ausgebaut werden – im Fall von Stockholm – Visby um bis zu 389 Prozent.