Bangkok Airways: Mehr Flüge nach Samui?
Samui gilt als Traumziel von Millionen Touristen. Und entsprechend ausgelastet ist der einzige Flughafen der Insel, den Bangkok Airways gebaut hat und bis heute selbst betreibt. Doch die bislang erlaubte Anzahl an täglichen Flügen entspricht nicht mehr dem Bedarf. Was ist geplant?
Vor 35 Jahren hat Bangkok Airways auf Samui einen Flughafen eröffnet und somit Pionierarbeit geleistet – sowohl für die touristische Erschließung der im Golf von Thailand liegenden Insel als auch im Luftfahrtgeschäft des Landes. Nicht allein, dass sich der Carrier Mitte bis Ende der achtziger Jahre als erste private Airline des Königreichs durchboxen musste: Der Airport auf Samui hat zugleich als erster privater Flughafen Thailands Geschichte geschrieben.
Und er kann sich sehen lassen. Die Anlage gleicht eher einem Ferienresort als einer unterkühlt daherkommenden Infrastruktureinrichtung. Was auch immer die kleine Kokosnussinsel wachsen lässt: Es wurde zum Bau der Terminals genutzt. Check-in-Halle, vier Abfluggates, zwei Ankunftsgebäude: Statt eines geschlossenen Glas-Stahl-Marmor-Palasts finden die Passagiere offene, überwiegend hölzerne Pavillons vor, durch die stets eine kühlende Brise weht.
Wie viele Passagiere fliegen pro Jahr nach Samui?
Etwa 2,4 Millionen Passagiere sind allein im vergangenen Jahr von und nach Samui geflogen. In diesem Jahr dürften es 2,5 Millionen Fluggäste sein. Was auf dem Flughafen keinesfalls zu Problemen führt, denn die rechnerische Kapazität der Anlage wird derzeit mit rund sechs Millionen Passagieren pro Jahr angegeben.
Sorgen bereiten Bangkok Airways vielmehr die hohen Umwelt- und Lärmrestriktionen. Erlaubt sind aktuell nur 50 Flüge am Tag. Zwischen sechs und sieben Uhr am Morgen darf sogar nur eine Landung und ein Start stattfinden. Was dem tatsächlichen Bedarf nicht mehr entspricht. Und größeres Fluggerät als Maschinen in der Größenordnung einer A319 ist ebenfalls nicht erlaubt. Die 2100 Meter lange Start- und Landebahn wäre dafür auch kaum geeignet.
Ist Lufthansa Partnerin von Bangkok Airways?
Momentan reist das Gros der Passagiere mit Bangkok Airways an. Die Fluggesellschaft hat mit zahlreichen internationalen Carriern – darunter Thai Airways International, Etihad, Singapore Airlines oder Qantas – Codeshare-Abkommen geschlossen. Vor kurzem wurden darüber hinaus auch Vereinbarungen mit Lufthansa und Swiss unterzeichnet. Mit Austrian wird bereits seit Jahren kooperiert.
Im Interview mit AERO-INTERNATIONAL-Redakteurin Astrid Röben berichtet Peter Wiesner, Advisor des Board of Directors von Bangkok Airways, über die aktuellen Entwicklungen und die Pläne am Flughafen von Samui.
AERO INTERNATIONAL: Die Touristen kehren zurück nach Samui. In der Hochsaison hat die Airline allein bis zu 28 Flüge pro Tag durchgeführt. Wie sah es während der Corona-Pandemie aus?
PETER WIESNER: Da hatten wir maximal drei, vier Inlandsflüge am Tag. Die Verbindungen nach Singapur oder Hongkong waren komplett eingestellt. Ausländische Gäste kamen während der Hochphase der Pandemie doch kaum ins Land. Als die Reiserestriktionen Ende 2021 schließlich gelockert wurden, ging es bei Bangkok Airways und somit auch auf Samui kontinuierlich aufwärts. 2023 wurden mehr als 2,3 Millionen Passagiere auf dem Airport gezählt, 2024 dürften es bis zu 2,46 Millionen Fluggäste sein. Aktuell fliegen nicht nur wir die Insel an, sondern inzwischen auch wieder Tibet Airlines und seit Mai die Low-Cost-Tochter der Singapore Airlines, Scoot.
Scoot bedient Singapur – Samui mit Embraer 190-E2. Dieselbe Verbindung hat auch Bangkok Airways mit einer kapazitätsmäßig deutlich größeren A319 im Flugplan. Spüren Sie die neue direkte Konkurrenz?
Wie fliegen aktuell zweimal am Tag nach Singapur, Scoot hat mit einer täglichen Verbindung angefangen und die Frequenzen im Juni auf zwei Flüge pro Tag aufgestockt. Aber: Es gibt wohl schon Überlegungen bei Scoot, einen dritten täglichen Flug anzubieten. Tatsächlich waren die Auslastungen der Flüge auf der Strecke sowohl bei uns als auch bei Scoot im Juli und August sehr hoch.
Wie zufrieden sind Sie generell mit der Auslastung in Ihrem Netzwerk?
Nun, im gesamten Streckennetz von Bangkok Airways lag der Ladefaktor im Bilanzjahr 2023 bei 79,2 Prozent und im ersten Halbjahr 2024 bereits bei 83,3 Prozent. Allein auf den Flügen von Bangkok nach Samui kommen wir in den ersten sechs Monaten auf eine Auslastung von 90 Prozent. Damit sind wir sehr zufrieden.
Bangkok Airways hatte gegenüber 2023 das Sitzplatzangebot nach Samui erhöht, obwohl insgesamt weniger Flugzeuge zur Verfügung standen …
Das ist richtig. 2022 zählten wir noch 35 Flugzeuge, 2023 waren’s 24 Maschinen. Etliche gemietete Flugzeuge sind zurück an die Leasinggeber gegangen – zu einem Zeitpunkt, an dem wir nicht wussten, wie lang die Pandemie unser Geschäft noch beeinträchtigen wird. Momentan stehen 23 Flugzeuge in unserer Flotte: zwei A320, elf A319 und zehn ATR 72-600, wobei nur die A319 und die ATR 72 Samui anfliegen dürfen. Deshalb haben wir unseren Flugplan ein wenig überarbeitet. Die Verbindung nach Phnom Penh wurde ausgedünnt, indische Ziele oder Flughäfen in Myanmar beziehungsweise Vietnam werden derzeit nicht bedient. So konnten wir das Angebot auf Samui konzentrieren.
Aktuell läuft eine Machbarkeitsstudie für die Expansion des Flughafens. Was ist genau geplant? Ein Ausbau der Piste?
Eine Verlängerung der Start- und Landebahn ist nicht möglich, dafür fehlt aufgrund der Lage der Platz. Beide Enden der Piste werden von Straßen beziehungsweise dem Meer begrenzt. Wir möchten vielmehr die Zahl der täglich erlaubten Flüge von 50 auf 73 erhöhen. An diesem Thema arbeiten wir schon sehr lange. Und nach Rücksprache mit dem zuständigen Ministerium sieht es jetzt vielversprechend aus, dass das auch realisiert werden kann.
Was führte bei den Behörden zum Umdenken?
Thailand verfolgt derzeit eine sehr touristenfreundliche Politik. Visa für Chinesen, Taiwanesen oder Inder wurden inzwischen abgeschafft. Die Russen kommen beispielsweise schon seit Jahren ohne Visa ins Land. Und die Visa für Deutsche, Österreicher oder Schweizer sind statt 30 Tage nun 60 Tage gültig.
Was ist darüber hinaus am Samui Airport geplant?
Zum einen werden wir mehr Boarding Gates, Check-in-Schalter und Gepäckrückgabe-Karussells bauen. Zum anderen möchten wir die Zahl der Self-Service-Automaten erhöhen und 4000 Quadratmeter zusätzliche kommerzielle Fläche schaffen.
Betrachtet Bangkok Airways die Planungen einer 37 Kilometer langen Brücke vom Festland nach Samui mit Sorgen?
Nicht wirklich. Ich halte die Realisierung aufgrund der hohen Projektkosten für nicht sehr wahrscheinlich. Und für Touristen ist die Anreise beispielsweise von Bangkok, selbst ab Surat Thani, mit dem Auto keine Option, weil sie extrem zeitaufwendig bleibt.
Auch ist ein Kreuzfahrtterminal auf Samui im Gespräch. Hätte Bangkok Airways davon Vorteile?
Das betrifft uns nicht. Die Kreuzfahrten beginnen oder enden nicht auf Samui. Auf der Insel wird lediglich ein Stopp eingelegt.
Wird bei Bangkok Airways über einen weiteren Ausbau des Streckennetzes nachgedacht?
Nachgedacht schon. Doch momentan fehlen uns dafür die Flugzeuge. Wir würden sehr gerne zusätzliche Flüge nach Hongkong und Singapur anbieten oder unter Umständen die Bedienung Kuala Lumpurs wiederaufnehmen. Doch ohne eine ausreichende Anzahl an Jets ist das nicht sinnvoll.