Leibniz Institut: Studie entzaubert Hype um Flugtaxis
Flugtaxis gelten als Transportmittel der Zukunft. Doch eine aktuelle Studie zeigt, dass sie in puncto Zeitersparnis, Kosten und Umweltbilanz hinter den Erwartungen zurückbleiben.
Flugtaxis werden in der öffentlichen Diskussion oft als revolutionäres Transportmittel gefeiert, das städtische Mobilität neu definieren könnte. Sie gelten als schnell, effizient und umweltfreundlich. Doch eine aktuelle Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zeigt, dass die Realität deutlich weniger vielversprechend ist. Die Analyse mehrerer Untersuchungen legt nahe, dass Flugtaxis kaum Zeitvorteile bieten und im Vergleich zu Elektroautos höhere Kosten und CO2-Emissionen verursachen.
Flugtaxis: Mehr Kosten als Nutzen?
Laut der Studie verkürzen sich Reisezeiten durch den Einsatz von Flugtaxis nur minimal. Eines der Hauptprobleme ist, dass Flugtaxis spezielle Start- und Landeplätze benötigen, was zusätzliche Wege und Wartezeiten für die Nutzer verursacht. Zudem steigen die Kosten: Der Kilometerpreis eines Flugtaxis könnte mit etwa fünf Euro veranschlagt werden, was deutlich teurer ist als ein herkömmliches Taxi oder ein Auto.
Die hohen Kosten machen Flugtaxis vor allem für wohlhabende Nutzer attraktiv, während die negativen Folgen wie Lärm und visuelle Beeinträchtigungen für alle spürbar wären, unabhängig davon, ob man das Flugtaxi selbst nutzt oder nicht.
Flugtaxis und CO2-Emissionen: Kein Vorteil gegenüber Elektroautos
Ein weiterer wichtiger Punkt der ZEW-Analyse betrifft die Umweltbilanz. Zwar stoßen Flugtaxis weniger CO2 aus als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, doch im Vergleich zu Elektroautos schneidet die urbane Luftmobilität schlechter ab. Flugtaxis benötigen vor allem beim Starten, Schweben und Landen deutlich mehr Energie als Autos, Busse oder Fahrräder. Das führt dazu, dass sie keinen relevanten Beitrag zur Energiewende im Verkehr leisten können.
„Flugtaxis mögen gegenüber Verbrennern weniger CO2 emittieren, doch gegenüber E-Autos schneiden sie schlechter ab“, sagt Anna Straubinger, Forscherin am ZEW. Damit leisten sie nur einen geringen Beitrag zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors.
Flugtaxis: Vorteile in speziellen Einsatzbereichen
Trotz der Kritik sieht die Studie auch Potenzial für Flugtaxis, jedoch nur in speziellen Einsatzgebieten. Insbesondere bei Notfalleinsätzen oder der Anbindung abgelegener Regionen könnten sie nützlich sein. In diesen Szenarien könnte die urbane Luftmobilität tatsächlich eine Zeitersparnis und erhöhte Effizienz bieten. In Deutschland ist zum Beispiel die ADAC-Luftrettung an der Nutzung solcher Fluggeräte interessiert.
Diese spezialisierten Anwendungsfälle könnten laut Straubinger auch die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöhen, da hier der direkte Nutzen klar erkennbar ist. Die breite Nutzung im städtischen Bereich bleibt jedoch aus Kosten- und Umweltgründen fraglich.
Volocopter und die Herausforderungen der Zulassung
Trotz der Kritik sieht der Flugtaxi-Hersteller Volocopter die Entwicklung positiv. Eine Sprecherin des Unternehmens betonte, dass es das Ziel sei, die Dekarbonisierung der Luftfahrtindustrie voranzutreiben. Das Unternehmen fokussiere sich auf den Einsatz in Städten mit hohem Verkehrsaufkommen, wo Flugtaxis eine Alternative zum stockenden Verkehr darstellen könnten.
Allerdings fehlen den Herstellern wie Volocopter oder Lilium aktuell noch wichtige Zulassungen der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) für den Transport von Passagieren. Zudem kämpfen die Unternehmen mit finanziellen Herausforderungen. So wurde jüngst bekannt, dass Lilium eine Staatsbürgschaft in Höhe von 100 Millionen Euro erhält, um Liquiditätsengpässe zu überbrücken.