Kaum im Amt hat der neue Boeing-Chef Kelly Ortberg eine strategische Entscheidung getroffen. Eine weitere, aktuelle Herausforderung für ihn: Kabelprobleme in der 737 Max.

Vor nur zwei Wochen gab Boeing bekannt, dass Robert K. „Kelly“ Ortberg die Nachfolge von Dave Calhoun als President and CEO des Konzerns antreten soll. Offiziell erfolgte die Amtsübergabe des glücklosen Calhoun an Ortberg heute vor einer Woche. Die Zeit drängt, denn der Boeing-Konzern steht mit dem Rücken zur Wand. Keines der zivilen – und viele der Projekte im Militär- und Raumfahrtsektor laufen rund.

Boeing-Chef Ortberg muss sich um 737-Problem kümmern

Am Gravierendsten sind die Sorgen des Boeing-Managements bezüglich des Boeing-737-Programms. Der einstige Bestseller ist nach fatalen Katastrophen und Unfällen sowie massiven Qualitätsproblemen in Verruf geraten. Erst jüngst wurde wieder ein Fall von Mängeln an fabrikneuen Flugzeugen bekannt. Die Produktion stockt und das Vertrauen von Airlines und Passagieren ist erschüttert.

So wurde erst vergangene Woche bekannt, dass es ein Problem mit sogenannten Junction Boxes, das sind Anschluss- oder Verteilerboxen, im elektrischen Verkabelungssystem der 737 Max gibt. Das bestätigte Boeing dem US-amerikanischen Sender King 5 Seattle. In drei bereits ausgelieferten 737 Max  wurden entsprechende Bauteile gefunden, die nicht den Anforderungen entsprechen. Die Jets stehen nun am Boden, die Teile würden nun ausgetauscht werden.

Airlines brauchen Boeing als Gegenpol zu Airbus

Boeing wird allerdings als Gegenpol zu Airbus von den Airlines gebraucht, um aus dem Duopol kein Monopol bei der Produktion von Kurz-, Mittel- und Langstreckenjets zu generieren. Embraer als Dritter im Bunde kann nicht die Rolle von Boeing übernehmen, da dessen E-Jet-Familie maximal an die 737 heranreicht, jedoch keine Großraumflugzeuge geplant sind.


Robert Kelly Ortberg zieht von Seattle nach Chicago

Als eine der erstem Maßnahmen als neuer Boeing-Chef gab Ortberg nun bekannt, dass er sein Büro am Firmensitz in Chicago nach Seattle zu verlegen plant. Nahe an die zivilen Flugzeugprojekte und deren Endmontagelinien. Dort ließ sich Ortberg bereits jetzt über die aktuellen Herausforderungen informieren – und wird es durch die Nähe zur Produktion auch künftig noch besser tun können, als die bislang tausende Kilometer entfernt in Chicago residierenden Vorgänger.