AERO INTERNATIONAL hat mit Heike Birlenbach, Kommerzchefin (CCO) der Swiss, gesprochen. Darin heißt es auch: „Wir können uns keine halb ausgelasteten Flugzeuge leisten.“

Warum fliegt die Swiss keine Regionalflughäfen in Österreich mehr an – noch dazu, zumal auch weniger Verbindungen zu den großen Hubs angeboten werden? Heike Birlenbach, Kommerzchefin (CCO) der Swiss, liefert im Gespräch mit AERO-INTERNATIONAL-Mitarbeiter Kurt Hofmann Antworten.

Dass Österreich ein sehr wichtiger Markt für Swiss sei, betont Heike Birlenbach, CCO der Swiss. „Gemeinsam mit Austrian Airlines bieten wir zwischen Zürich und Wien bis zu neun tägliche Dienste an. Davon werden drei Flüge von Swiss durchgeführt.“ Beide Hub-Airlines stimmten sich eng ab, um so wirtschaftlich wie möglich zu fliegen. Auch die Themen Übernachtung von Crews oder optimaler Einsatz der Flugzeuge würden dabei berücksichtigt.

Mit Swiss von Zürich nach Graz, aber wenig Nachfrage bei Salzburg oder Innsbruck

Mittlerweile sei aber nicht mehr so entscheidend, wer innerhalb der Lufthansa Group die Flüge durchführt. Technologisch sei man inzwischen so weit, in jedem Fall eine sinnvolle Hubsteuerung sicherzustellen. Das sei früher nicht der Fall gewesen. „Man könnte auch so planen, dass eine Airline alles fliegt, und danach trotzdem operative Optimierungsmöglichkeiten nutzen. Dabei hält man sich diverse Steuerungsmöglichkeiten für den jeweiligen Hub vor, das ist ein großer Gewinn“, erklärt die CCO.

Im österreichischen Nachbarschaftsverkehr gibt es zudem fünf wöchentliche Verbindungen von Zürich nach Graz und einen täglichen Flug von Genf nach Wien. Die Nachfrage nach kurzen Flügen zu Zielen wie zum Beispiel Salzburg oder Innsbruck aber sei gering, weil man dorthin auch gut mit dem Zug oder Auto reisen kann.

„Wir können uns keine halb ausgelasteten Flugzeuge leisten“

Im Falle von Linz müsse die Swiss aufgrund der Nähe zu Wien ebenfalls prüfen, wie viele potenzielle Passagiere sie überhaupt von und zu der oberösterreichischen Hauptstadt hätte.

„Man zieht bei den Überlegungen, ob man solche Flughäfen anfliegt, verschiedene Dinge in Betracht“, so Birlenbach. „Dazu gehört die Anzahl der verfügbaren Flugzeuge, der Slots und was wir den Flughäfen an Starts und Landungen anlasten können. Und wir können uns keine halb ausgelasteten Flugzeuge leisten. Unser Ziel ist es, im Schnitt über 80 Prozent Auslastung zu haben.“ Daher gibt es Strecken von regionalen Airports, die nur an einen Hub der Lufthansa-Gruppe angebunden sind. Für Swiss mache es derzeit wirtschaftlich keinen Sinn, zusätzliche österreichische Regional-Airports mit Zürich zu verbinden.

Heike Birlenbach, Chief Commercial Officer der Swiss.
Heike Birlenbach, Chief Commercial Officer der Swiss. Bild: Kurt Hofmann

 

Viele regionale Flughäfen versuche Swiss aber auch, Konnektivität mit anderen Airlines wie etwa der Südtiroler SkyAlps herzustellen. Dazu seien aber Kooperationen, wie etwa ein Code-
share-Abkommen, wichtig. „Aber bei Codeshares geht es darum, ob wir einer anderen Fluggesellschaft unseren LX- oder LH-Code (Swiss oder Lufthansa, die Red.) leihen wollen. Da stehen wir in der Verantwortung, dass die Sicherheitsstandards von diesen Gesellschaften eingehalten werden“, so Birlenbach. Die Lufthansa Group setze sich selbst sehr strenge Standards, die weit über die von Organisationen wie IOSA definierten hinausgingen. „Kleinere Gesellschaften werden sicherlich Schwierigkeiten haben, diesen Standard zu erfüllen, denn sie müssen Zertifizierungen anstreben, die Geld und Zeit kosten“, so Birlenbach. Für viele sei das nicht machbar, und dann werde ein Codeshare auch nicht eingegangen.

Hinzu komme: „Auch angesichts der Nachhaltigkeitsdebatte stehen die Airlines unter Druck, ob Zug oder Flug. Ich glaube daher, dass es in diesem Zusammenhang sehr anspruchsvoll wird für die Regionalflughäfen. Auch weil wir uns als Fluglinie dieser Debatte natürlich stellen müssen“, sagt Birlenbach.