Premiere: Erster eSTOL-Flug der Electra EL-2 Goldfinch
Elektrische Senkrechtstarter (eVTOL) scheinen bekannter zu sein, dabei sind hybridelektrische Kurzstarter (eSTOL) viel praktischer – oder nicht?
Elektrische Senkrechtstarter und -landeflugzeuge, sogenannte eVTOL, sind mittlerweile vielen Menschen bekannt. Hybridelektrische Kurzstarter und -landeflugzeuge dafür bisher weniger. Dabei sind eSTOL (Electric Short Take-Off and Landing) viel praktischer, denn sie verbrauchen viel weniger Energie beim Starten und Landen. Die Triebwerke werden nur dazu verwendet, das Flugzeug vorwärts zu schieben, ohne dass es zu vertikalen Starts oder Landungen kommt. Und ein eSTOL kann mehr Fracht aufnehmen als ein eVTOL von ähnlicher Größe und Gewicht.
Zum Starten und Landen benötigen eSTOL-Modelle gerade einmal 30 bis 50 Meter. Eine der neuesten Technologien ist die Blown Lift Technology. Das ist eine aerodynamische Technik, die dem Flügel vorgaukelt, er sei größer als er in Wirklichkeit ist. So werden Starts und Landungen in wenigen Metern ermöglicht.
Electra ist ein weltweit führendes eSTOL-Unternehmen
Ein führendes eSTOL-Unternehmen ist Electra, es hat sogar einen NASA-Vertrag für die Entwicklung seiner Blown-Lift-Technologie erhalten. Nun hat die Electra EL-2 Goldfinch im April und Mai seinen Erstflug mit Piloten absolviert.
Die Blow-Luft-Konstruktion nutzt insgesamt acht Elektromotoren, um den Auftrieb der Tragflächen zu erhöhen. So gelingt es, dass das eSTOL-Flugzeug im Vergleich zu herkömmlichen Flugzeuge auf nur einem Zehntel des Platzes starten und kann.
Wie lange dauerte der längste eSTOL-Testflug?
JP Stewart, Electra Vice President und General Manager, sagte: „Der heutige Meilenstein ist eine unglaubliche Errungenschaft, denn wir haben bewiesen, dass unser eSTOL-Flugzeug in der Lage ist, das zu tun, was wir versprochen haben – auf einer Fläche von weniger als 300 Fuß zu operieren.“
„Das Handling des Flugzeugs bei niedrigen Geschwindigkeiten war außergewöhnlich und stimmt gut mit unseren Analysen überein, was das Vertrauen in die prognostizierten Fähigkeiten des 9-Passagier-Produktdesigns stärkt. Wir werden unsere Technologien weiterentwickeln, einschließlich des ‚thrust-by-wire‘-Flugsteuerungssystems, um im Anflug noch langsamer zu fliegen und die STOL-Start- und Landeleistung in der laufenden Testkampagne weiter zu verbessern.“
Die Testflüge sind im April und Mai auf dem Manassas Regional Airport und dem Warrenton-Fauqier Airport in Virgina (USA) durchgeführt worden. Der längste Flug dauerte 1 Stunde und 43 Minuten. Während des Tests hob das Flugzeug in weniger als 170 Fuß ab und landete in weniger als 114 Fuß Boderollstrecke. Der Flieger erreichte eine Höhe von 6500 Fuß und flog beim Start und der Landung mit einer Geschwindigkeit von 25 Knoten.
Wann ist die Markteinführung für die Electra EL-2 Goldfinch geplant?
Die gewonnenen Daten und Erkenntnisse der Testflüge fließen in die weitere Konstruktion des eSTOL-Flugzeugs von Electra mit ein. Die Markteinführung ist für das Jahr 2028 geplant. Das hybrid-elektrische Antriebssystem von Electra verwendet eine Kombination aus einem Turbogenerator und Batteriepaketen, um die Elektromotoren des Flugzeugs anzutreiben. Der Turbogenerator ist für den Reiseflug ausgelegt, die Batterie soll hingegen die Leistung für Start und Landung erhöhen. So kann der Turbogenerator klein gehalten werden und arbeitet immer im effizientesten Betriebspunkt, um den Treibstoffverbrauch und die Wartungskosten zu senken.
Die Betreiber können dann wählen, ob sie die Batterie während des Fluges über den Turbogenerator aufladen oder am Boden, wo eine Ladeinfrastruktur vorhanden ist. Der Turbogenerator unterstützt bis zu 100 Prozent nachhaltige Flugkraftstoffe und die künftige Nutzung von eFuels oder Wasserstoff für einen emissionsfreien Flug.