Lufthansa: Starke Ticketnachfrage sorgt für doppelten Gewinn
Mit einem operativen Gewinn in Höhe von 2,7 Milliarden Euro lief das Jahr 2023 für den Konzern so gut, dass jetzt sogar wieder eine Dividenden-Ausschüttung geplant ist. Die Details!
Selten konnte die Lufthansa ein besseres Jahresergebnis melden als am heutigen Mittwoch: Das Bilanzjahr 2023 wird als das drittbeste in die Unternehmensgeschichte des Kranichs eingehen. Nicht nur, dass der Umsatz um 15 Prozent auf rund 35,4 Milliarden Euro gestiegen ist, mit einem operativen Gewinn von 2,7 Milliarden Euro, gemessen als Adjusted EBIT, konnte das Ergebnis des Vorjahres gleich um 76 Prozent verbessert werden.
Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG, dankte jedem einzelnen der rund 100.000 Mitarbeiter: „Die Lufthansa Group hat ihre finanzielle Stärke zurückgewonnen.“ Und er versprach, diesen Erfolg zu teilen: „Unseren Aktionärinnen und Aktionären wollen wir erstmals seit 2019 wieder eine Dividende auszahlen.“ Auch die Belegschaft dürfe sich über deutlich überdurchschnittliche Tarifabschlüsse und Ergebnisbeteiligungen freuen.
Wie bemerkenswert ist das Lufthansa-Ergebnis 2023?
Die Bilanz der Lufthansa Group basiert auf der anhaltend hohen Nachfrage nach Flugreisen und eines neuerlichen Rekordergebnisses von Lufthansa Technik. Die operative Gewinn-Marge verbesserte sich auf 7,6 Prozent (Vorjahr: 4,9 Prozent). Das Unternehmen konnte das Konzernergebnis unterm Strich, also nach Steuern, auf mehr als 1,7 Milliarden Euro verdoppeln (Vorjahr: 791 Millionen Euro). Die Kapitalrendite stieg um 5,5 Prozentpunkte auf 13,1 Prozent (Vorjahr: 7,6 Prozent).
Wie entwickelten sich die Verkehrszahlen?
Die Lufthansa Group konstatiert, dass die Lust zu reisen auch im vergangenen Jahr ungebrochen hoch gewesen ist. 2023 flogen insgesamt 123 Millionen Fluggäste mit den Fluggesellschaften des Konzerns, ein Anstieg um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2022: 102 Millionen). Die Zahl der angebotenen Flüge war um 14 Prozent auf 946.000 angehoben worden. Das Plus beim Sitzplatzangebot legte im Laufe des Jahres sukzessive zu. Durchschnittlich boten die Airlines im vergangenen Jahr 84 Prozent der Kapazität des Jahres 2019 an. Der Sitzladefaktor verbesserte sich um 3,1 Prozentpunkte auf rund 83 Prozent und lag damit wieder auf Vorkrisenniveau.
Wie entwickelte sich das Privatreisesegment?
Die hohe Nachfrage und das ausgeweitete Angebot führten zu einem deutlichen Umsatzplus bei den Passagier-Airlines. Die Erlöse kletterten im Geschäftsjahr 2023 auf 28,3 Milliarden Euro (Vorjahr: 22,8 Milliarden Euro) und lagen damit im Durchschnitt rund sechs Prozent hoher als im Vorjahr. Für die gute Entwicklung war die weiterhin starke Nachfrage im Privatreisesegment maßgeblich, insbesondere in den Premium-Klassen und während des Rekord-Reisesommers. Der Geschäftsreiseverkehr erholte sich dagegen nur langsam.
Wie lief es für die einzelnen Unternehmen?
Erstmalig wiesen sämtliche Passagier-Airlines der Gruppe einen operativen Gewinn aus. Swiss, Austrian Airlines, Brussels Airlines und Eurowings erreichten dabei jeweils Rekordergebnisse. Die Nachfrage nach Wartungs-, Überholungs- und Reparaturleistungen sowie weiteren Produkten von Lufthansa Technik blieb im Geschäftsjahr 2023 hoch. Trotz angespannter Lieferketten sowie steigender Material- und Personalkosten erwirtschaftete Lufthansa Technik 2023 erneut ein Rekordergebnis mit einem operativen Gewinn von 628 Millionen Euro (Vorjahr: 554 Millionen Euro).
Die Nachfrage nach Luftfracht habe sich 2023 nach den außergewöhnlichen Rekordjahren wieder weitestgehend normalisiert, heißt es seitens des Konzerns. Das Angebot von Lufthansa Cargo stieg vor allem aufgrund der weiteren Erholung des Passagierflugverkehrs und der damit einhergehenden Ausweitung der Fracht-Kapazitäten in den Passagierflugzeugen um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Lufthansa Cargo erwirtschaftete im Geschäftsjahr ein Adjusted EBIT von 219 Millionen Euro (Vorjahr 1,6 Milliarden Euro), dies entspricht einer operativen Marge von 7,4 Prozent.
Ist die Lufthansa gesund?
Die bilanzielle Stärke der Lufthansa Group wurde von globalen Ratingagenturen honoriert. Erstmalig seit der Pandemie wurde der Konzern als einzige europäische Netzwerk-Airline wieder durchgängig von allen vier Agenturen am Markt mit einem Investment Grade Rating bewertet. Ein weiterer Parameter für die gute Situation: Erstmals nach der Corona-Pandemie sollen Aktionärinnen und Aktionäre wieder direkt am Unternehmensergebnis beteiligt werden. Für das Geschäftsjahr 2023 schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung am 7. Mai eine Dividende in Höhe von 0,30 Euro pro Aktie vor. Dies entspricht einer Rendite von rund vier Prozent auf den Jahresschlusskurs der Aktie.
Finanzvorstand Remco Steenbergen sieht die Deutsche Lufthansa AG jedenfalls auf dem richtigen Weg: „Das starke Ergebnis des Geschäftsjahres 2023 ist ein weiterer wichtiger Schritt, um die Lufthansa Group für die Zukunft zu positionieren. Unsere stabile Bilanz und starker Free Cashflow ermöglichen es uns, die nötigen Investitionen in unsere Flotte und unser Produkt zu tätigen. Ich bin überzeugt, dass sich diese Investitionen auszahlen werden. Die Lufthansa Group hat sich zum Ziel gesetzt, den Weg des profitablen Wachstums weiterzuverfolgen, um die operative Marge langfristig zu steigern und auch zukünftig Wert zu schaffen.“
Wann kommt Allegris?
Die Lufthansa Group teilt zudem mit, dass sie im laufenden Jahr rund 4,5 Milliarden Euro in neue Flugzeuge, neue Sitze, Lounges, verbesserte kulinarische sowie digitale Angebote stecken werden, um die Kundenzufriedenheit zu steigern. Mit den neuen Kabinenprodukte „Allegris“ bei Lufthansa und „SWISS Senses“ bei Swiss würden die Airlines der Lufthansa Group neue Maßstäbe setzen, so der Konzern. Im Mai wird die neue Ausstattung erstmals für Lufthansa-Gäste erlebbar sein, zunächst auf der Verbindung München – Vancouver. Darüber hinaus liege der Fokus auf der operativen Stabilität, Pünktlichkeit und einer verbesserten Kundenkommunikation. Um dies zu erreichen, wurde zu Beginn des Jahres eine große Serviceoffensive gruppenweit gestartet.
Wie viele Langstreckenflugzeuge erhält Lufthansa 2024?
Im laufenden Jahr sollen insgesamt mehr als 30 neue Flugzeuge, davon rund 20 Langstreckenjets, an das Unternehmen ausgeliefert werden. Die Lufthansa Group erwartet unter anderem eine zweistellige Zahl an Boeing 787-9, acht A350-900 und eine Boeing 777F. All diese Widebodies fliegen künftig für Lufthansa Airlines beziehungsweise Lufthansa Cargo. Insgesamt hat die Lufthansa Group mehr als 250 Flugzeuge der neuesten Generation bestellt. Durch die Modernisierung werden mittelfristig ältere Flugzeuge ausgemustert, der Kundenkomfort deutlich erhöht und die Kohlendioxid-Emissionen reduziert, betont das Unternehmen.
Wie viele zusätzliche Beschäftige stellt Lufthansa ein?
Mit überdurchschnittlichen Tarifabschlüssen und variablen Vergütungen beteiligt die Lufthansa Group ihre Beschäftigten an der positiven Entwicklung der Unternehmensergebnisse. Seit Mitte 2022 hat das Unternehmen die Vergütungen der Berufsgruppen der Deutschen Lufthansa AG um mehr als zehn Prozent erhöht. Für das vergangene Jahr zahlt die Lufthansa Group den Mitarbeitenden mit den Sozialpartnern vereinbarte Ergebnisbeteiligungen in Höhe von mehr als einer halben Milliarde Euro. Etwa 13.000 Mitarbeitende wurden im vergangenen Jahr eingestellt, und auch für das laufende Jahr sind weitere 13.000 Rekrutierungen geplant.
„Wir sind stolz darauf, einer der besten Arbeitgeber der Branche zu sein, und das wollen wir auch bleiben“, versicherte Michael Niggemann, Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Deutschen Lufthansa AG. Und: „Wir wollen wachsen. Das geht allerdings nur, wenn wir insgesamt und auch bei den Arbeitskosten wettbewerbsfähig sind. Die kompromisslosen Streiks der Gewerkschaft Verdi schaden unseren Gästen, dem Unternehmen und letztlich den Mitarbeitenden. Wir stehen jederzeit zu kurzfristigen Verhandlungen mit Verdi bereit – allerdings tragen wir gemeinsam Verantwortung für gute Lösungen.“
Wie wird 2024 für Lufthansa laufen?
Die Lufthansa Group erwartet im laufenden Jahr eine weiter steigende Nachfrage nach Flugtickets. Schon jetzt sei die Nachfrage vor allem für Flugreisen in der Oster- und Sommerferienzeit groß, heißt es vom Unternehmen. Die beliebtesten Ziele sind Spanien, Italien, Griechenland, generell die Mittelmeerdestinationen. Auch auf Verbindungen von und nach Nordamerika verzeichnen die Passagier-Airlines der Gruppe eine hohe Nachfrage. Grund genug für den Konzern, die Kapazitäten bei den Passagier-Airlines weiter auszubauen. Allerdings liege der Fokus auch 2024 auf einem stabilen Flugbetrieb, um Regelmäßigkeit und Pünktlichkeit weiter zu verbessern, so der Kranich.
Für das Gesamtjahr rechnet die Lufthansa Group mit einem Kapazitätsangebot von durchschnittlich rund 94 Prozent im Vergleich zu 2019. Dies entspricht einem Wachstum von rund zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Konzernumsatz soll im laufenden Geschäftsjahr signifikant gesteigert werden. Die Stückkosten dürften stabil bleiben. Damit dürfte das Adjusted EBIT der Passager-Airlines voraussichtlich auf Vorjahresniveau liegen, genauso wie das operative Ergebnis in den Geschäftsfeldern Logistik und Technik. Auch das operative Ergebnis (Adjusted EBIT) des Konzerns wird auf dem Niveau von 2023 erwartet. An der Zielsetzung, nachhaltig eine Adjusted-EBIT-Marge von mindestens acht Prozent zu erwirtschaften, hält der Konzern fest.
Wird die Lufthansa jetzt internationaler?
Die Lufthansa Group teilt mit, dass sie die Transformation vom Luftfahrtkonzern zu einer globalen Airline-Gruppe weiter konsequent vorantreiben wird. Im Sommer erwartet das Unternehmen das grüne Licht der EU-Kommission für eine Beteiligung an der italienischen Fluggesellschaft ITA Airways. So möchte der Kranich Wachstums-Chancen im Ausland stärker nutzen.