Flughafen Billund: Das Legoland ganz in der Nähe
Der Flughafen Billund ist der zweitgrößte Airport in Dänemark. Nicht nur der berühmte Freizeitpark liegt ganz in der Nähe und zieht zahlreiche Passagiere an. Auch der Frachtverkehr ist im Aufwind.
Es geht zu wie in einem Bienenstock. Entschuldigung, aber dieser Vergleich sollte erlaubt sein. Das dänische „BiLund“ heißt schließlich nicht umsonst auf Deutsch „Bienenhain“. Und wer einen Fuß in das Abfertigungsgebäude des Flughafens Billund (IATA-Code BLL) setzt, kann sich schnell wie in einem Immenkörbchen fühlen.
Überall sichtbar: Flughafen Billund mit vielen Bienen
Was nicht zuletzt daran liegt, dass die kleinen Honigproduzenten in stilisierter Form vielerorts sichtbar sind: auf den Warnwesten der Mitarbeiter ebenso wie in monumentalem Ausmaß am Eingang zur Sicherheitskontrolle. Und die Anzeigentafel visualisiert das ständige Kommen und Gehen der Flugzeuge an diesem sonnigen Donnerstag mitten in der Hauptreisezeit darüber hinaus auf ihre ganz eigene Weise.
In direkter Nachbarschaft zum Legoland
Allein im jüngsten Sommerflugplan standen 120 Ziele ab dem jütländischen Airport im Angebot, darunter 14 europäische Drehkreuze. Was die reisefreudigen Dänen zu schätzen wissen, kommen sie doch mit einem Stopp, maximal zwei Stopps bequem in nahezu jeden Winkel der Welt. Kaum weniger attraktiv ist Billund für Incoming-Gäste, die insbesondere in der warmen europäischen Jahreszeit aus aller Herren Länder anreisen, um die Hauptattraktion der Region zu besuchen: den nur drei Kilometer entfernten Freizeitpark Legoland.
Den kleinen bunten Systembausteinen, auf die man heute in nahezu jedem Kinderzimmer unabsichtlich tritt, ist der Flughafen zu verdanken. Genau genommen reichen die Wurzeln des Airports bis in die sechziger Jahre zurück. 1961 ließ Godtfred Kirk Christiansen – der Sohn von Ole Kirk Christiansen, dem Gründer der Lego Group – für den Privatgebrauch eine 800 Meter lange Start- und Landebahn mitsamt kleinem Hangar nördlich der Produktionsstätte bauen.
Zahlreiche neue Gebäude am Flughafen Billund
Was umliegende Unternehmen auf den Plan rief und zur Beteiligung animierte. Die Gruppe der Investoren wuchs und somit auch Billund zu einem öffentlichen Flughafen mit regulärem Betrieb. Bereits 1964 standen eine 1660 Meter lange und 45 Meter breite Piste, ein kleines Vorfeld sowie ein Kontrollturm zur Verfügung. Die Passagiere wurden allerdings bis zum Frühjahr 1966 noch im Lego-Hangar abgefertigt. Erst dann konnte das erste richtige Terminal seiner Bestimmung übergeben werden.
Das aktuelle Abfertigungsgebäude ist seit Mai 2002 geöffnet. Es entstand nördlich der Start- und Landebahn und bot anfangs ausreichend Kapazität für bis zu 3,5 Millionen Passagiere pro Jahr. Inzwischen wurde erweitert. 1800 Fluggäste pro Stunde stellen hier jetzt niemanden mehr vor Probleme. Die Fracht und die Business Aviation haben dagegen ihre Heimat im Süden des Geländes behalten.
Flughafen Billund liegt in der Mitte von allem
Seitdem geht’s aufwärts in Billund, das selbst nur 7000 Einwohner zählt. Doch das Pfund, mit dem das Örtchen wuchern kann, ist seine Lage mitten in Jütland. Der Flughafen versteht sich als Standort für eine ganze Region. 2022 wurden hier rund 3,7 Millionen Passagiere abgefertigt, was dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019 entspricht. „Das schien Ende 2020 noch unglaublich“, erinnert sich Jan Hessellund, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft des Flughafens Billund.
Die Coronapandemie habe den Standort schließlich hart getroffen. Aus war‘s mit der Emsigkeit im Bienenkorb – für etliche Monate. Stattdessen haben die Verantwortlichen den Stillstand genutzt, um in die Infrastruktur zu investieren und sich somit für das erwartete Wiedererstarken des Luftverkehrs zu rüsten. Mit Erfolg: 2021/22 konnte die Marketingabteilung rund 40 neue Strecken und Ziele akquirieren, dafür gab‘s einen Routes Award.
Frachtverkehr im Plus
Und auch der Frachtverkehr ließ aufhorchen: Insgesamt fertigte der Airport Billund im abgeschlossenen Bilanzjahr 76 874 Tonnen Waren und Güter ab. Unterm Strich konnten die Verantwortlichen auch wirtschaftlich zufrieden sein. Die Betreibergesellschaft ist „von einem erheblichen Defizit wieder zu einem soliden Überschuss übergegangen“, berichtet Jesper Klausholm, Chief Marketing Officer (CMO) des Flughafens Billund. In Summe gab „uns das das Selbstvertrauen für 2023“, versichert auch Flughafenchef Hessellund.
Wenngleich „wir nicht mit geschlossenen Augen agieren. In der Ukraine herrscht immer noch eine schreckliche Situation, es gibt weitere geopolitische Spannungen, dazu kommen Inflation, Rezession und so weiter, was wir aufmerksam verfolgen“. Allerdings: „Der Reiselust der Dänen hat all das keinen Abbruch getan, und das ist erfreulich“, so Hessellund weiter.
Zahlreiche Airlines am Flughafen Kopenhagen
Air Greenland, Austrian, Brussels Airlines, Play, AirBaltic und Ryanair haben in diesem Jahr neue Nonstop-Verbindungen ins Programm genommen. Seit Anfang November 2023 fliegt zudem die in Billund ansässige SUN-Air of Scandinavia viermal die Woche nach Düsseldorf. Somit seien die Erwartungen an eine Fortsetzung des Wachstums hoch, betont der Flughafenchef. Kurzum: „Wir steuern auf ein historisches Rekordjahr zu.“
Fracht ist am Flughafen Billund im Aufwind
Allein im September 2023 registrierte der Airport 408 660 Fluggäste auf 5189 Flügen. Davon führten die meisten nach Griechenland und Spanien. Zu den beliebtesten Zielen zählten Rhodos, Palma de Mallorca und Antalya. Das Airline-Ranking führte der irische Low-Coster Ryanair vor den dänischen Carriern Jettime, Airseven und Sunclass an. Doch nicht nur der Ferienverkehr brummt.
Im angesprochenen Monat „haben sich mehr als 21 000 Gäste in der King-Amlet-Lounge aufgehalten und damit den alten Rekord um mehr als 2000 Personen gebrochen“, rechnet Hessellund vor und wertet dies als Indikator für die inzwischen auch wieder steigende Zahl der Geschäftsreisenden. „Da sind wir fast wieder auf dem gleichen Niveau wie 2019.“
Überraschend ist dies jedoch nur bedingt. Im Umfeld des Flughafens befindet sich nämlich nicht nur der Lego-Stammsitz – in Jütland sind außerdem international renommierte Unternehmen wie Grundfos, Danvoss, Hummel oder Bang & Olufsen ansässig und somit die businessmotivierten Reiseaktivitäten hoch. Selbst der Bereich Fracht hält, was sich der Flughafen Billund von ihm verspricht. Im Monat September wurden 7075 Tonnen Luftfracht über das Cargozentrum transportiert.
Wachstum in Kooperation mit dem dänischen Verkehrsminister
Das ist ein Wachstum von immerhin 12,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Maersk Air Cargo, erst seit März in Billund mit stationierten Maschinen, darunter Boeing 767, hat inzwischen die Zahl ihrer Verbindungen nach China von fünf auf sechs wöchentliche Flüge aufgestockt. Die Ansiedlung sei ein klares Zeichen dafür, „dass wir ein einzigartiges und flexibles Produkt für Frachtunternehmen anbieten. Der Flughafen Billund etabliert sich als Luftfrachtdrehkreuz in den nordischen Ländern“, kann Hessellund seinen Stolz kaum verbergen.
Und Dänemarks Verkehrsminister Thomas Danielsen geht sogar noch einen Schritt weiter: „Ich freue mich, dass sich der Flughafen Billund zu einem attraktiven europäischen Drehkreuz entwickelt, das Fracht aus vielen Ländern anziehen und neu globale Wachstumschancen für unsere Unternehmen schaffen kann.“ Die Eröffnung des Hubs von Maersk Air Cargo sei ein Beweis dafür, dass sich langjährige Investitionen in die Infrastruktur durchaus auszahlen. „Mitteljütland ist noch nicht der Nabel der Welt, aber wir sind dem einen Schritt nähergekommen“, so Danielsen.