Top 20 Airports: Wer ist die Nummer 1?
Airports Council International (ACI) hat die Verkehrszahlen von rund 2600 Flughäfen weltweit miteinander verglichen und ein Ranking erstellt. Wie schneiden die deutschen Flughäfen ab?
Wer es als Flughafen in die Top-20-Rangliste des Airports Council International (ACI) bringen möchte, hat dann gute Chancen, wenn sein Standort ein US-amerikanischer ist. Wie der in Montreal sitzende Flughafenverband mitteilt, sind unter den 20 passagierstärksten Flughäfen weltweit immerhin zehn Airports zu finden, auf denen das Stars-and-Stripes-Banner weht. Der Grund ist für die Analysten schnell erklärt: Der Anteil der Inlandspassagiere betrage an diesen Standorten zwischen 75 und 95 Prozent. Was wiederum den Schluss nahelegt, dass sich der internationale Verkehr postpandemisch 2022 noch nicht wieder komplett erholt hat, wohl aber langsam wieder an Fahrt gewinne, wie der Verband in seinen detaillierten Ausführungen betont.
Top 20 Airports: 1,2 Milliarden Reisende
Insgesamt fertigten die 2600 untersuchten Standorte in allen Winkeln des Erdballs im vergangenen Jahr mehr als 6,6 Milliarden Passagiere ab. Das bedeutet ein Plus von 43,8 Prozent gegenüber 2021. Somit seien 72,5 Prozent des Passagier-Niveaus von 2019 erreicht, so die ACI-Rechnung. Allein an den Top-20-Standorten seien zusammengerechnet 1,2 Milliarden Reisende gezählt worden, was 18 Prozent des weltweiten Fluggastaufkommens entspricht.
Knapp 93,7 Millionen Fluggäste meldete allein der Hartsfield-Jackson Atlanta International Airport (IATA-Code: ATL) im US-Bundesstaat Georgia, der somit erneut an der Spitze des globalen Rankings steht. In gebührendem Abstand folgen Dallas/Fort Worth (73,4 Millionen Reisende), Denver (69,3 Millionen) und Chicago (68,3 Millionen) – allesamt ebenfalls aus den USA und im Vergleich zum Vorjahr unverändert in den Platzierungen.
Top 20 Airports: Heathrow mit riesen Sprung
Drehkreuze aus Europa und Nahost feierten dagegen im vergangenen Jahr ihr Comeback – dank der Erholung des internationalen Verkehrs, dessen Anteil am Gesamtverkehr von 25,3 Prozent (im Jahr 2021) auf 38,4 Prozent (2022) angestiegen ist. Dubai beispielsweise verbesserte sich in nur zwölf Monaten von Rang 27 auf Platz fünf. In absoluten Zahlen: Hatte der Wüstenairport, Heimat und Drehkreuz des Airline-Schwergewichts Emirates, 2021 noch 29,1 Millionen Fluggäste abgefertigt, waren es 2022 bereits wieder 66,1 Millionen Passagiere.
Den größten Sprung machte jedoch der Londoner Flughafen Heathrow, der in dem ACI-Ranking von Position 54 auf den achten Platz kletterte, „nachdem die britische Regierung nach zwei Jahren der Behinderung sämtliche Reisebeschränkungen aufgehoben hat“, so der Flughafenverband in seiner Mitteilung. Und besonders erfreulich ausdeutscher Sicht: Der Frankfurter Flughafen sprang mit insgesamt fast 49 Millionen Passagieren von Platz 39 (2021) auf Position 18 (2022).
Großteil des Frachtaufkommens wird über Top 20 Airports abgefertigt
Das Frachtaufkommen wurde ebenfalls genauer unter die Lupe genommen; laut ACI stieg es 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 6,7 Prozent auf knapp 117 Millionen Tonnen Waren und Güter. 2019 wurde allerdings noch 2,6 Prozent mehr Tonnage abgefertigt.
Die Differenz sei „auf die anhaltenden geopolitischen Spannungen und Unterbrechungen des globalen Handels und
der Lieferketten zurückzuführen“, sagt der Flughafenverband, der außerdem feststellt, dass der Luftfrachtverkehr stark auf die wichtigsten Flughäfen konzentriert sei: „Die Volumina der 20 größten Flughäfen machen rund 42 Prozent (49,5 Millionen Tonnen) des weltweiten Aufkommens aus“, rechnete der Verband aus.
Frankfurt bester europäischer Cargo-Standort
An der Spitze des Cargo-Rankings steht wie im Vorjahr Hongkong mit 4,2 Millionen Tonnen Fracht vor den US-amerikanischen Standorten Memphis (4,0 Millionen Tonnen) und Anchorage (3,5 Millionen Tonnen). Der Flughafen Cincinnati/Northern Kentucky International Airport, wichtigstes US-Drehkreuz von Amazon Air und globaler Superhub von DHL Express für Nord- und Südamerika, verzeichnete dagegen das größte Wachstum des Frachtvolumens (+16,8 Prozent) unter den 20 wichtigsten Cargo-Flughäfen.
Frankfurt ist mit 1,967 Millionen Tonnen auf Rang 13 zu finden; immerhin eine Verbesserung um einem Platz im Vergleich zum Vorjahr. Kein europäischer Cargo-Standort schlug sich besser als der hessische. Zugegebenmaßen liegt Paris-Charles de Gaulle mit 1,925 Millionen Tonnen auf Platz 14 allerdings nur einen Wimpernschlag zurück.
Bei den Flugbewegungen wurden im vergangenen Jahr wieder 82,4 Prozent des Vor-Corona-Niveaus erreicht. Insgesamt fanden weltweit fast 85 Millionen Starts und Landungen statt, davon 9,7 Millionen allein an den Top-20-Airports, unter ihnen sind 13 US-amerikanische Standorte.
Weltweites Passagieraufkommen wächst weiter an
„Angesichts des Kostendrucks und der angespannten Lage auf den Arbeitsmärkten bedienen die Flughäfen der Welt weiterhin das Bedürfnis der Menschen, mit dem Flug- zeug zu reisen“, sagt ACI-Generaldirektor Luis Felipe de Oliveira. Und: „Die Flughäfen haben einmal mehr ihre Widerstandsfähigkeit unter Beweis gestellt“, das hätten die wichtigsten Ergebnisse der Datenanalyse gezeigt. Und verlässliche Zahlenwerke seien nun einmal von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung der Flughäfen.
„Airports und Luftfahrtakteure müssen sich weiterhin voll und ganz auf den Aufbau eines sicheren, effizienten und ökologisch nachhaltigen Luftverkehrssystems konzentrieren, das für die Verdoppelung der Passagierzahlen in den nächsten zwei Jahrzehnten gerüstet ist.“
Doch bereits die nahe Zukunft stelle eine Herausforderung dar. Das weltweite Passagieraufkommen werde laut ACI 2023 auf voraussichtlich 8,4 Milliarden Fluggäste anwachsen, was 92 Prozent des Niveaus von 2019 entspricht. Denn die Abschwächung der Inflation und das steigende Verbrauchervertrauen in den meisten OECD-Ländern in Verbindung mit sinkenden Kerosinpreisen deuten auf eine anhaltend starke Nachfrage nach Flugreisen hin.
Die Wiederbelebung der chinesischen Wirtschaft trage darüber hinaus zum internationalen Flugverkehr bei. Für den asiatisch-pazifischen Raum prognostiziert ACI in diesem Jahr einen Aufschwung auf 2,9 Milliarden Fluggäste oder 85,3 Prozent des Niveaus von 2019. Insgesamt erwartet der Verband, dass der Anteil der internationalen Passagiere 38 Prozent des gesamten Passagieraufkommens ausmachen wird. Überhaupt mahnt der Generaldirektor zur Wachsamkeit: Die weltwirtschaftlichen Prognosen hätten sich abgeschwächt, „und die Energie- und Lebensmittelpreise sind zwar gegenüber ihren Höchstständen gesunken, liegen aber immer noch über dem Niveau vor der Pandemie. Auch die Inflation wird in naher Zukunft ein Thema sein und die finanzielle Lebensfähigkeit der Flughäfen belasten, weil diese mit höheren Betriebskosten konfrontiert sind“.
Unterstützung für kleinere Airports
Außerdem fordert der Verband Regierungen und Industrie auf, Pläne zur Entwicklung von Kapital- und Humanressourcen zu unterstützen und den Übergang zu erneuerbaren Energien zu erleichtern. Insbesondere im Blick hat der Flughafenverband dabei die Unterstützung der kleineren Airports. Schätzungsweise 90 Prozent der Flughäfen weltweit kommen auf ein Passagieraufkommen von fünf Millionen oder weniger pro Jahr. Darüber hinaus wird geschätzt, dass 68 Prozent der Flughäfen weltweit mit einem Nettoverlust arbeiten und dass 97 Prozent dieser verlustbringenden Flughäfen weniger als eine Million Passagiere pro Jahr abfertigen. Trotz dieser Herausforderungen sei die Lebensfähigkeit kleiner und aufstrebender Flughäfen von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung lokaler und globaler Verbindungen, für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung sowie für das Wachstumspotenzial ihrer Regionen – was wiederum viele der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen unterstützt. Darüber hinaus seien sie untrennbar mit dem Wachstum des Tourismussektors verbunden.
Trend hin zu digitalen Lösungen
Insbesondere Investitionen in den IT-Bereich gelten künftig angesichts der partiell herrschenden Personalknappheit als essenziell. 93 Prozent der Flughäfen erwarten, dass ihre IT-Ausgaben in diesem Jahr im Vergleich zu 2022 (geschätzt 6,8 Milliarden US-Dollar) gleich bleiben oder steigen werden. De Oliveira erklärt: „Die Pandemie und die anschließende Erholung haben die Bedeutung der Digitalisierung des Flughafenbetriebs, die für das Gesamterlebnis der Flughafenkunden entscheidend ist, noch deutlicher gemacht. Der Trend zeigt eine deutliche Beschleunigung der Investitionen in digitale Lösungen, um die Flughäfen intelligenter aufzustellen, den Passagieren die Navigation zu erleichtern und die Interaktion der zahlreichen Akteure nahtlos zu gestalten.“ Biometrie und Selbstbedienungstechnologien stünden an der Spitze dieses Wandels.
Über allem stehe jedoch die Wirtschaftlichkeit. ACI fordert die Regierungen auf, das durch die Pandemie veränderte Risikoprofil von Flughäfen anzuerkennen und die Regulierungsbehörden bei der Wiederherstellung der Wirtschaftlichkeit zu unterstützen, entweder über finanzielle Entschädigung oder das Drehen an den Flughafengebühren-Schrauben. Nur dann, so der Verband, können die Airports auch in eine Infrastruktur investieren, die für die Bewältigung des Luftverkehrswachstums und das Erreichen der Dekarbonisierungsziele erforderlich ist.