Koffer-Tracker für Flugreisen – Was bringen sie?
Mit dem Smartphone das Gepäck orten: Das geht mit kleinen Trackern, die man in den Koffer packt. Doch die Lokalisierung hat Grenzen.
Nicht immer schafft es das Gepäck zeitgleich mit dem Reisenden anzukommen. Mal bleibt es am Abflughafen liegen und kommt im besten Fall später nach. Mitunter landet es am Zielairport, dann aber auf dem falschen Gepäckband. Für solche und all weiteren Verlustszenarien wäre es immer gut zu wissen, wo der Koffer gerade ist. So können Sie abschätzen, ob sich das Warten an der Gepäckausgabe überhaupt lohnt.
Koffer-Tracker soll Reisen erleichtern
An der Stelle kommen Koffer-Tracker ins Spiel. Bestenfalls helfen die nur wenige Zentimeter kleinen Geräte beim Lokalisieren des Gepäcks. Doch es gibt auch Einschränkungen, wann und wie die Helfer genutzt werden dürfen. Zuletzt äußerte sich beispielsweise die Lufthansa ob und wann der Einsatz eines solchen Gepäcktrackers erlaubt sei. Andere Airlines stellen ihre eigenen Richtlinien auf. Hier ist ein Überblick, was Reisende wissen müssen.
Sind die Tracker im Koffer erlaubt?
Ja. Reisende dürften Koffer-Tracker in jedem Fall für ihr Aufgabegepäck im Flugzeug verwenden, stellt der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) klar. Lange hatten hier klare Regularien gefehlt, so dass manche Airlines in der Vergangenheit die Mitnahme der Mini-Geräte verboten hatten.
Die internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO hat im Frühjahr 2023 ihre Vorschriften konkretisiert: Koffer-Tracker stellten kein Sicherheitsrisiko dar. «Somit besteht nun auch international Klarheit: Fluggäste dürfen die Geräte auf allen Flügen im Aufgabegepäck mitführen», so der BDL. Damit ist klar: Die Helfer auf Reisen dürfen nun offiziell eingesetzt werden und dennoch gilt es auf einige Vorgaben zu achten.
Welche Vorgaben müssen die Tracker erfüllen?
Laut ICAO sind Tracker im Koffer erlaubt, wenn die Batterien einen Lithiumgehalt von 0,3 Gramm oder eine Leistung von 2,7 Wattstunden (Wh) nicht überschreiten. Diese Einschränkung ist dabei relativ einfach mit den Herstellerangaben zu überprüfen. So erfüllt beispielsweise das Gerät von Apple – der AirTag – diese Vorgaben. Aber auch andere Hersteller wie etwa Samsung mit seinen SmartTags liegen in den Regularien.
Welche Tracker gibt es und wie funktionieren sie?
Bei Apple heißen sie Airtags, bei Samsung SmartTags, zudem gibt es vergleichbare Geräte von Herstellern wie Tile, Chipolo, eufy Security und Pebblebee. Das Grundprinzip der Tracker ist ähnlich.
Sie nehmen über Bluetooth Funkkontakt zu einem beliebigen benachbarten Smartphone auf, das mit ihrem jeweiligen System kompatibel ist. So erscheint der grobe Standort auf der Tracker-App des eigenen Smartphones, auch wenn der Koffer weiter weg ist.
Das eigene Smartphone mit seinem integrierten Bluetooth-Modul kann das Funksignal des Koffer-Trackers nur orten, wenn das kleine Gerät in der Nähe ist – das hängt etwa auch davon ab, ob Wände dazwischen sind, die das Signal abschwächen. Die Reichweite könne von 5 bis 50 Meter reichen, schätzt Patrick Bellmer vom Fachportal «Heise online».
Hier wird eine Einschränkung der Tracker offensichtlich, sofern die sich außerhalb der Funkreichweite des eigenen Smartphones befinden – und das tun sie ganz sicher, wenn der Koffer zum Beispiel an einem anderen Airport gestrandet ist.
Warum kann das ein Problem sein?
Läuft dann dort nicht zufällig jemand in der Nähe vorbei, der auf seinem Smartphone das gleiche System benutzt und außerdem Bluetooth aktiviert hat, sodass das Signal über dieses Smartphone ins System des Anbieters gespielt und darüber dann auf dem Smartphone des Tracker-Besitzers landet, bleibt der Koffer-Standort unklar.
In der Praxis seien die Airtags von Apple aktuell die beste Lösung, sagt Bellmer. Grund: Die iPhones sind so eingestellt, dass sie aktive Airtags automatisch registrieren und ihren Standort ins System spielen. «Bei Samsung etwa müssen Nutzer die Freigabe erteilen, dass ihr Gerät SmartTags in der Umgebung registriert und die Daten weitergibt – das machen viele nicht.»
Und bei Anbietern wie Tile sei es so, dass wohl hier nur Smartphones ein Funksignal eines Trackers weiterleiten, wenn deren Besitzer selbst diesen Tracker nutzt, entsprechend die App installiert und die Datenfreigabe erteilt hat.
Zusammengefasst: Ob ein weiter entfernter Koffer geortet wird, steht und fällt damit, ob andere kompatible Smartphones im Funkbereich des Trackers vorbeikommen, sodass dessen Signal über das Netzwerk des Anbieters auf dem Smartphone des Tracker-Besitzers erscheint.
Wie viel kosten die Tracker?
Die Tracker für das Gepäck können ganz unterschiedlich viel kosten. So liegt der Einkaufspreis von einem AirTag der Firma Apple bei 35 Euro. Andere Anbieter wie Samsung locken bereits ab 30 Euro. Etwas teurer ist Tile mit Startpreisen ab 40 Euro. Hier sei aber erwähnt, dass nahezu alle Preise im freien Handel sehr stark schwanken. So gibt es bei Apple beispielsweise ein Pack mit vier Airtags für unter 100 Euro (weniger als 25 Euro pro Stück).
Wie präzise ist die Ortung, wenn der Koffer in der Nähe ist?
Bluetooth ist recht ungenau. Der angezeigte Standort kann mehrere Meter Streuung haben. Eine genaue Ortung versprechen Tracker mit Ultrabreitband-Funktion (UWB). Die haben durch eine höhere Funkfrequenz eine fast radarmäßige Genauigkeit, wie Bellmer sagt.
Teils kann man sich dann auf dem Bildschirm mit Pfeilen zum Koffer navigieren lassen. Auch hier gilt: Die UWB-Reichweite ist teils auf nur wenige Meter beschränkt. Doch die Ortung ist eben sehr präzise. Damit man davon profitieren kann, muss aber auch das Smartphone UWB-tauglich sein. Bislang haben nur einige neuere Top-Modelle die Technik an Bord.
Wie nützlich sind Koffer-Tracker?
Das kommt darauf an. Wer sieht, dass der eigene Koffer offensichtlich noch am Startflughafen rumsteht, weiß: Die Wartezeit am Gepäckband kann ich mir sparen. Auch wenn der Koffer irgendwo am Airport versehentlich vergessen wurde oder er sich nach der Landung aufs falsche Gepäckband verirrt, kann ein Tracker nützlich sein, um das abhandengekommene Stück wiederzufinden.
Immer vorausgesetzt natürlich, das eigene oder irgendein anderes kompatibles Smartphone empfängt das Signal des Trackers, sodass man den aktuellen Standort des Koffers in der App sieht.
Was kann man noch tun, um sich für einen Kofferverlust zu wappen?
Der Branchenverband BDL rät zu auffällig gestalteten Koffern. Ein farbiges Band oder ein spezieller Aufkleber helfen nicht nur, den Koffer auf dem Gepäckband schneller zu erspähen. Auch wenn der Koffer in einem Fundbüro (Lost & Found) an einem Airport liegen sollte, fällt die Beschreibung leichter, wenn er auffällige Merkmale hat. So steigen die Chancen, dass der Mitarbeitende des Fundbüros ihn unter den vielen anderen Koffern findet.
Generell wichtig: Das Gepäckstück mit Namen, Telefonnummer und Adresse versehen. Und zwar einmal außen am Koffer auf einem verdeckten Adressfeld, damit niemand mit einem schnellen Blick die Adresse auskundschaften kann, wie der BDL erklärt. Zusätzlich sollten die Adressdaten auch noch einmal im Koffer zu finden sein – für den Fall, dass der Kofferanhänger abreißt.
Unabdingbar: Den Aufkleber von der Gepäckaufgabe aufbewahren. Das ist der Nachweis, dass das Gepäck am Airport aufgegeben wurde.
Wie verhält man sich, wenn der Koffer weg ist?
Wer ohne Gepäck landet, sollte am Flughafen tätig werden und am Schalter der Airline einen sogenannten PIR ausfüllen, einen Property Irregularity Report. Das Dokument ist ein Nachweis, dass man den Verlust gemeldet hat. Pauschalreisende sollten auch ihrem Reiseveranstalter Bescheid geben, denn ein verspäteter Koffer kann ein Grund für eine Reisepreisminderung sein.
Ist man am Urlaubsort wegen eines abhanden gekommenen Koffers ohne Wechselklamotten, darf man Ersatz kaufen und das Geld dann von der Airline zurückfordern. Wichtig: Es darf nur das Notwendigste sein, etwa Hygieneartikel, Unterwäsche oder Badezeug.
Bleibt der Koffer verschwunden, kann einem Schadenersatz zustehen. Ein Koffer gilt nach 21 Tagen als verloren. Die Haftungsobergrenze für den Inhalt liegt nach Angaben der Verbraucherzentralen aktuell bei rund 1600 Euro pro Passagier. (dpa/luca)