Neue Partnerschaft: Mit EVA Air von München nach Taipeh in Taiwan
Der taiwanische Star-Alliance-Partner EVA Air baut erstmals seit einem Vierteljahrhundert sein europäisches Streckennetz aus. Im Passagierliniendienst ist jetzt auch endlich Deutschland in den Flugplan aufgenommen.
Große Freude im Erdinger Moos: „Wir begrüßen EVA Air als neuen Stern am Münchner Himmel. Die Neuaufnahme der Flüge zwischen Taipeh und München erweitert unser Interkont-Netz und ist zudem ein erfreuliches Zeichen für die kontinuierliche Erholung des Verkehrs am Standort München.“ Der Stolz ist Jost Lammers, CEO der Flughafen München GmbH, spürbar anzumerken. Und auch sein CCO, Jan-Henrik Andersson, erklärt bewegt: „Die neue Partnerschaft zwischen der Premium-Airline und dem Fünf-Sterne-Flughafen ist ein perfektes Match und ermöglicht bayrischen Unternehmen wie auch Touristen endlich eine direkte Anbindung in das asiatische Wirtschafts- und Kulturzentrum.“
Anlass für die Euphorie: Erstmals fliegt die Airline mit München im Passagierverkehr ein deutsches Ziel an. Diese Entwicklung stellt seit 25 Jahren die erste europäische Streckenerweiterung überhaupt dar. EVA Air, seit 2013 Mitglied der Star Alliance, hatte bis zu diesem Zeitpunkt in Europa lediglich die Metropolen London, Paris, Amsterdam und Wien im Angebot. Neu ist neben der Isar-Metropole nun außerdem Mailand-Malpensa.
EVA Air fliegt als erste deutsche Destination München an
Doch zurück ins Erdinger Moos: Jeweils montags, mittwochs, freitags und samstags wird die neue Verbindung bedient. Anlässlich des Erstfluges schickte Taiwans privatwirtschaftlich betriebene Fluggesellschaft mit der Boeing 777-300ER in „Hello Kitty“-Sonderbemalung ein besonderes Schmuckstück. Im regelmäßigen Linienverkehr zwischen beiden Ländern kommt inzwischen jedoch das modernste Muster der Flotte, die Boeing 787-9, zum Einsatz.
„Die Aufnahme von zwei neuen europäischen Destinationen markiert zweifellos einen Meilenstein in der Geschichte des Unternehmens. Wir sind stolz, dass München die erste deutsche Destination im EVA-Air-Passagenetzwerk sein wird und als Hub im Herzen Europas bequeme Verbindungen für Reisende nach Asien anbietet“, sagte Clay Sun, Vice President der EVA Air, vor den Erstfluggästen am Münchner Abfluggate. EVA Air böte nunmehr das hochfrequenteste und dichteste Europanetz ab Taiwan an, und bisherige Lücken darin seien geschlossen, so Sun weiter.
Möglich macht die neue Deutschlandverbindung übrigens ein neues, erst im Juni 2021 geschlossenes Luftverkehrsabkommen zwischen Taiwan und Deutschland. Dies erlaubt zusätzlich zu den bestehenden sieben wöchentlichen Frequenzen, die ausschließlich von China Airlines bedient wurden, vier weitere Frequenzen.
Geschichte der EVA Air
Gegründet wurde EVA Air bereits 1989. Sie ist Teil der Evergreen Group und Schwestergesellschaft der Evergreen Line, eine der weltweit größten Containerschiff-Reedereien. Der Flugbetrieb wurde am 1. Juli 1991 mit zwei Boeing 767-300ER aufgenommen. In den Folgejahren wuchsen Flotte und Streckennetz sukzessive. So wurden bereits 1992 die ersten beiden Boeing 747 eingeflottet und Boeing 767 auf Transpazifikrouten eingesetzt. Mit der Gründung des Tochterunternehmens UNI AIR am 1. Juli 1998 konnten der Inlandsflugverkehr sowie Flüge in die Volksrepublik China aufgenommen werden.
Mit der Bestellung von drei Boeing 777-200LR als Erstkundin im Jahr 2000 sowie der Order für Boeing 777-300ER hat EVA Air das ehrgeizige Expansionsprogramm konsequent weitergeführt. In den Jahren 2002 bis 2006 stand mit der Einführung von A330-200 sowie der Auslieferung der ersten Boeing 777-300ER auch eine neue Generation der Business Class, die Premium Laurel Class, auf der Agenda. Das Farbdesign der Airline wurde überarbeitet.
Parallel dazu schenkte das Unternehmen dem Frachtverkehr verstärkt Aufmerksamkeit. Eigene Frachtzentren in Asien, darunter Hongkong, sowie Europa kamen hinzu, erste Preise im Frachtbereich wurden gewonnen. Und im Passagebereich steht mit dem Skytrax Award für die beste Premium Economy Class ein renommierter Preis in der Vitrine. Im Berichtszeitraum 2012 bis 2016 erfolgte die komplette Umrüstung der Business Class in der Boeing-777-Flotte.
Diverse Auszeichnungen folgten, ebenso die Fünf-Sterne-Einstufung von Skytrax. Damit gehört die Airline zu den zehn höchstprämierten Fluggesellschaften weltweit. Mit der Triple Seven, registriert unter B-16781, erhielt EVA Air im Jahr 2017 ihre erste Boeing 777 in der Frachtversion. Mit Israel Aerospace Industries wurde darüber hinaus ein Umrüstungsvertrag von drei Boeing 777-300ER von Passagier- in Frachtversion ab 2025 unterzeichnet. Perspektivisch wird hier eine Flotte von zwölf Frachtflugzeugen des Typs Boeing 777 angestrebt, sowohl durch Neuzugänge als auch durch Umrüstung. Bis zum Ende des Jahres 2024 soll die aktuelle Flottenmodernisierung abgeschlossen sein. Dann sind die verbliebenen drei A330 ausgemustert und durch weitere Boeing 787-9 sowie 787-10 ersetzt.
Die Zeit des Covid-19-Lockdowns wurde genutzt, um Serviceabläufe zu optimieren und der pandemischen Lage anzupassen. So wurden zusätzliche Check-in-Schalter installiert, die Onlinebuchungsmöglichkeiten deutlich erweitert – bis hin zur Sitzplatz- und Essensauswahl – sowie ein automatischer Check-in implementiert. Ein biometrisches Boardingsystem mit Gesichtserkennung wurde erprobt und Anfang des Jahres die „EVA Air e-Library“ zur Vermeidung von Zeitungs- und Zeitschriftenabfällen eingeführt.
Wie groß ist die Flotte von EVA Air?
Aktuell bedient EVA Air mit einer Flotte von 90 Flugzeugen rund 70 Destinationen auf vier Kontinenten. Als Mitglied der Star Alliance verfügt sie über ein dichtes Zubringernetz aus vielen europäischen Städten zu ihren europäischen Abflughäfen. Alle Verbindungen sind auch inklusive Anschlussflügen ab allen großen deutschen Airports sowie Abflughäfen im benachbarten Ausland zum Durchgangstarif buchbar, zusätzlich steht Rail&Fly zum Abflughafen München im Angebot.
In den vergangenen Jahren baute EVA Air ihr Streckennetz kontinuierlich aus. Speziell in Asien kamen viele neue Strecken hinzu, aber auch in Richtung Nordamerika wurde stark expandiert. So können Passagiere mit nur einem Stopp in Taipeh zu nahezu jeder größeren asiatischen Stadt wie Seoul, Hongkong, Singapur oder Destinationen in China, Indonesien, Vietnam, Thailand beziehungsweise auf den Philippinen weiterreisen. Allein in Japan werden sieben Städte nonstop ab Taipeh bedient. Auch Anschlussverbindungen nach Australien bestehen. Die Mindestumsteigezeit auf Taipehs internationalem Flughafen Taoyuan International Airport beträgt 40 Minuten.
Je nach eingesetztem Flugzeugtyp bietet EVA Air auf den Langstrecken ein unterschiedliches Bordprodukt an. So kommt auf den Boeing 777-300ER, die überwiegend im asiatisch-pazifischen Raum und in die USA, nach Paris und London eingesetzt werden, ein Drei-Klassen-Produkt, bestehend aus Economy, Premium Economy (die die Airline übrigens bereits Anfang der 1990er-Jahre als erste auf dem Luftverkehrsmarkt einsetzte) und Business Class zum Einsatz. Auf den Strecken nach München, Mailand, Amsterdam und Wien, auf denen die Airline überwiegend Boeing 787-9 sowie 787-10 einsetzt, wird jedoch nur ein Zwei-Klassen Produkt (Economy und Business Class) angeboten.
EVA Air betont, dass die Kabine der Boeing 787 mit 2,40 Meter Innenhöhe die der Triple Seven deutlich überragt und für ein besseres Raumgefühl sorgt. Ein fortschrittliches Luftfiltersystem sorgt zusätzlich für eine angenehmere Kabinenluft, die wesentlich weniger trocken sei als die anderer Langstreckenprodukte. Auch der optimierte und wesentlich geringere Kabineninnendruck sei passagierfreundlicher.
Was bietet die Business Class von EVA Air?
Besonders stolz ist die Airline jedoch auf ihre Business Class, die sie Royal Laurel Class nennt. Die 26 im Dreamliner installierten, je 58,4 Zentimeter breiten Sitze in einer 1-2-1 Anordnung lassen sich, wie heutzutage üblich, in ein 193 Zentimeter langes Bett verwandeln. Verstellbare Sichtschutzwände, diverse Aufbewahrungsfächer, Steckdosen und Ablagemöglichkeiten sind weitere Komfortmerkmale. Das Inflight Entertainment besteht aus 18-Zoll-HD-Monitoren. Das Angebot an Filmen ist groß und entspricht dem Geschmack der internationalen Klientel. Ein hochwertiges Amenity Kit sowie Nachtwäsche in verschiedenen Größen sollen Nachtflüge zum Komforterlebnis machen. Loungezugang ist selbstverständlich, eine Freigepäckmenge von zwei Gepäckstücken je 32 Kilogramm ebenfalls.
In der Economy Class wurden 278 ergonomisch gestaltete Sitze installiert. Die flexiblen Kopfstützen lassen sich um 15 Zentimeter in der Höhe verschieben. Jeder Sitz verfügt auch hier über ein individuelles Inflight-Entertainment-System, in der Economy Class mit 12-Zoll-HD-Monitoren. Bereits in der Economy Class beträgt die Gepäckfreigrenze zwei Gepäckstücke je 23 Kilogramm. Das Cateringangebot besteht aus wechselnden Menüs, die sowohl die internationale als auch die asiatische Küche widerspiegeln. Auf Wunsch können die Menüs vorbestellt werden, gegen Gebühr auch hochwertigere Sondermenüs. Große Bedeutung widmet die EVA Air, verstärkt seit der Corona-Pandemie, ihren „E-Services“ genannten Serviceangeboten. So lassen sich online nahezu alle flugrelevanten Dienstleistungen erledigen, von Buchung und Sitzplatzauswahl über automatisiertem Check-in, Menüvorauswahl, Duty-free-Einkäufe (Vorabbestellung), Online-Check-in bis hin zur elektronischen Bibliothek für umfangreiche Lektüre. Am Flughafen selbst sollen Check-in-Gepäckaufgabeautomaten für zusätzliche Kontaktreduzierung sorgen. Die EVA-Air-App für mobile Endgeräte unterstützt diese Offerten.
Taiwan verzeichnet einen Nachfrageboom
Seitdem sämtliche coronabedingten Einreiseregeln abgeschafft wurden, verzeichnet Taiwan einen regelrechten Nachfrageboom. Arthur Hsie, Chef des Tourismusbüros des fernöstlichen Staates, sieht sein Land daher auch vor einem starken touristischen Aufschwung. Da kommt die Streckenerweiterung durch EVA Air gerade recht. Doch bereits vor der Pandemie verzeichnete Taiwan eine deutlich gestiegene Anziehungskraft gerade für deutsche Besucher, so Hsie. Allein im Vor-Corona-Jahr 2019 stieg die Zahl der Touristen aus Deutschland um elf Prozent auf 75 000 Urlauber.
Taiwan ist die fünftgrößte asiatische Wirtschaftsnation und ein wichtiger Handelspartner Deutschlands. Aufgrund seiner Lage zwischen Japan, Korea, den Philippinen und China eignet es sich nicht nur als eigenständiges Reiseziel, sondern ist auch eine ideale Stopover-Destination. Voraussetzung für beispielsweise eine kostenlose Städtetour ist ausschließlich eine Umsteigezeit von mehr als sechs Stunden.
Allein Taipeh, die Hauptstadt Taiwans, bietet neben ihren Hauptattraktionen wie dem Wolkenkratzer namens „Taipeh 101“, dem Longshan-Tempel und dem Nationalen Palastmuseum zahlreiche weitere Sehenswürdigkeiten. Doch Taiwan ist viel mehr als nur die Hauptstadt. Atemberaubende Landschaften, moderne Großstädte, ein sehr hohes Maß an Reisesicherheit und die nationale Küche zeichnen es aus.
Zu einem touristischen Schwerpunktthema neben Kultur und Städtetourismus hat Taiwan den Outdoor- und Aktivurlaub erklärt. In den vergangenen Jahren wurden dafür Fahrrad- und Wanderwege massiv ausgebaut. Die Qualität des Nahverkehrs und der Hotels auf der Insel ist sehr hoch.
Text: Lutz Schönfeld