Zurück in die Zukunft: Flughafen Windhuk im Porträt
Den Flughafen der namibischen Hauptstadt hat das Aus des Nationalcarriers Air Namibia im Februar 2021 schwer getroffen. Doch sukzessive treten jetzt ausländische Fluggesellschaften an, die entstandenen Lücken zu füllen.
Eigentlich hätte 2022 eine große Geburtstagsfeier auf dem Programm stehen können. Immerhin wurde 1947 die South West Air Transport gegründet, eine Vorgängerin der Air Namibia. Doch nach jahrzehntelang zu bilanzierenden Verlusten in schwindelerregender Höhe stellte der Nationalcarrier im Februar 2021 den Betrieb ein. Für das Land scheinbar ein schwerer Schlag, aber auch für den Flughafen Windhuk, der während der Corona-Pandemie eh schon massive Einbußen hinnehmen musste. An die Airline erinnern heute noch mancherorts alte Zeichen und Plakate, die noch nicht abmontiert worden sind.
Größe Lücke am Flughafen Windhuk
Und auf dem Vorfeld steht nach wie vor eine A319, die seit mehr als einem Jahr nicht mehr geflogen ist – und wohl auch nicht mehr fliegen wird. Insbesondere „auf den Inlandsstrecken hat Air Namibia eine große Lücke hinterlassen“, beschreibt Dan Kamati, Kommunikationschef der Namibia Airports Company, die Situation. Sein Arbeitgeber betreibt insgesamt acht Flughäfen im Land. „Air Namibia hat fast alle angeflogen“, sagt er. Auf den Langstrecken war die Abhängigkeit geringer: Air Namibia flog mit zwei A330-200 täglich nach Frankfurt, doch auch Condor, Qatar Airways und Ethiopian Airlines haben Kurs auf Windhuk genommen. Und in der Region standen außerdem South African Airways (SAA) zeitweise sowie Comair wegen Insolvenz am Boden – beide waren regelmäßige Gäste in Windhuk.
Neuer Optimismus macht sich breit
Fast zwei Jahre nach dem Aus für den Nationalcarrier und ein knappes Jahr, nachdem die meisten Reiserestriktionen aufgehoben worden sind, können Kamati und seine Leute wieder optimistischer in die Zukunft blicken. FlyNamibia beginnt, mit Airlink die Lücken im Regionalverkehr zu füllen, auch wenn es wohl noch eine Weile dauern wird, bis sie alle ehemaligen Air-Namibia-Märkte erschlossen haben. Selbst auf den Langstrecken sieht es wieder besser aus. Die deutsche Eurowings Discover ist mittlerweile die Marktführerin in Windhuk. Im vergangenen Sommer flog die Lufthansa-Tochter den Airport sogar zehnmal pro Woche an, dreimal flog die A330 dann weiter nach Victoria Falls, um von dort über Windhuk wieder nach Frankfurt zurückzukehren. Für den kleinen Flughafen bedeutet das also eine Menge Betrieb. Condor hat sich dagegen aus Namibia zurückgezogen, aber Qatar Airways und Ethiopian Airlines sind weiterhin im Geschäft. Die Katarer haben allerdings während der Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land eine Pause bei der Bedienung eingelegt.
Neue Sicherheitsschleuse und verbesserte Anlagen am Flughafen Windhuk
Trotz aller schlechten Nachrichten der vergangenen drei Jahre hat der Flughafen die Zeit genutzt und investiert. Das Terminal war schon 2019 gerade in den Spitzenzeiten eigentlich zu klein geworden. Nun also hat der Flughafenbetreiber 250 Millionen Namibische Dollar (umgerechnet rund 13 Millionen Euro) verbaut, und zwar vor allem im Abflugbereich. Wände wurden herausgerissen und eine große, hohe Halle an das alte Gebäude gebaut. Dort befindet sich nun eine lange Reihe von Check-in-Schaltern, die die Fluglinien flexibel nutzen können. Auch die Sicherheitsschleusen wurden vergrößert, so dass sich vor dem Abflug der Großraumflugzeuge nicht mehr ganz so lange Schlangen bilden. „Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht“, bringt es Lufthansa-Stationsleiter Dominik Hofer auf den Punkt. „Das muss man dem Flughafen hoch anrechnen.“. Jetzt gebe es bis zu vier Sicherheitsstraßen „mit modernster Technik“. Allerdings ist das Ausbau-Projekt noch nicht abgeschlossen.
Inlandsflüge als Zukunftsperspektive
Hinter der Sicherheitsschleuse sollte eigentlich im Wartebereich schon längst eine Lounge für die Business-Class-Gäste eröffnet haben – doch an der wird noch gebaut. Sie soll nun voraussichtlich im Frühjahr fertig werden und Platz für rund 50 Passagiere bieten. Windhuk modelliert auch die Arbeitsverteilung zwischen dem internationalen Flughafen und dem Stadt-Airport Eros um. Die Inlandsflüge sollen aus Eros abgezogen werden. Der Hosea Kutako International Airport soll mit seinem Terminal 1 herhalten. Eros wird dann nur noch Flüge der Allgemeinen Luftfahrt anbieten und ist unter anderem Startpunkt für die Safariflüge, die mehrere Anbieter im Portfolio haben. Kamati glaubt, dass der Flughafen nun für die nächsten Jahre eine ausreichende Kapazität bieten wird.
Die Qualität wird bald wohl auch noch durch die bei den Einheimischen umstrittene Schnellstraße steigen, die derzeit von Windhuk zum Airport entsteht. Es gibt Gerüchte über einen Neubau, den chinesische Investoren finanzieren könnten. Sprechen mag niemand so richtig darüber. Nötig wäre so ein Projekt auch nicht, wenn die Flughafengesellschaft Recht hat. Allerdings möchte der Flughafen noch das Vorfeld erweitern. Einen Zeitplan gibt es für das Vorhaben allerdings noch nicht.
Autor: Jens Flottau