An welchen Flughäfen in Deutschland gilt ein Nachtflugverbot? Trotz Beschränkungen kommt es vermehrt zu Starts und Landungen in der Nacht. Das führt zu Unmut bei den Anwohnern.

Während weltweit fast alle großen Flughäfen auch nachts angeflogen werden können, ist der Flugbetrieb hierzulande in den Nachtstunden nur noch an wenigen Flughäfen ohne Einschränkungen möglich. Geregelt ist dies im Luftverkehrsgesetz für die ganze Bundesrepublik. Vor allem die hohen Lärmbelastungen für die Anwohner sind Grund für die Beschränkungen, die bis in ein generelles Nachtflugverbot münden können. Der wirtschaftliche Nachteil für Flughäfen und Unternehmen liegt auf der Hand.

 

Nachtflugbeschränkungen im Überblick. Quelle: www.bdl.aero Bild: Bundesverband der deutschen Luftverkehrswirtschaft

Nachtflugverbot am Flughafen Frankfurt

Im Oktober 2011 verhängte der hessische Verwaltungsgerichtshof dem Flughafen Frankfurt ein Nachtflugverbot. Planmäßige Flüge dürften hier zwischen 23 Uhr und 5 Uhr nicht stattfinden. Nach mehreren Klagen gilt die Beschränkung seit dem Winterflugplan 2011/2012. Zudem entschied das Bundesverwaltungsgericht 2012, dass zwischen 22 und 23 Uhr und zwischen 5 und 6 Uhr durchschnittlich nur noch 133 statt 150 planmäßige Flüge stattfinden dürfen. Verspätetet Starts, die beispielsweise in Gewitter, Sturm oder starkem Schneefall begründet sind, dürfen bis maximal 24 Uhr genehmigt werden. Verspätete Landungen sind ohne Genehmigung bis 24 Uhr möglich.

Ausgenommen von dieser Regelung sind: Flugbewegungen aus Sicherheitsgründen, für Katastrophen- oder medizinische Hilfseinsätze sowie Vermessungsflüge der Deutschen Flugsicherung.

Auch am Flughafen München herrscht Nachtflugverbot

In der sogenannten Kernzeit von 0 Uhr bis 5 Uhr sind generell am Flughafen München Nachtluftpost- und Vermessungsflüge der Deutschen Flugsicherung zugelassen. Ausnahmen bilden lediglich Not- und Hilfeleistungsflüge, Landungen aus Flugsicherheitsgründen sowie Flüge in begründeten Ausnahmefällen. In den Nachtrandstunden von 22 Uhr bis 0 Uhr und von 5 Uhr bis 6 Uhr dürfen darüber hinaus nur Flugzeuge verkehren, die in der sogenannten „Bonusliste“ des BMVI (Bundesamt für Verkehr und digitale Infrastruktur) aufgeführt sind.

In den vergangenen Jahren kam es hier allerdings zu einer Flut an Ausnahmegenehmigungen seitens des Verkehrsministeriums. Gründe hierfür seien vor allem Wetterlagen und technische Probleme gewesen. 

Eine sportliche Ausnahme gab es 2012: das Finale dahoam! In diesem Jahr fand das Champions League Finale in der Allianz Arena in München statt. Einer Großzahl der Gästefans aus London sollte ein zügiger Rückflug nach dem Spiel ermöglicht werden. Deshalb durften 20 Flieger München noch in den Nachtstunden Richtung Großbritannien verlassen.

Auch der Flughafen München kämpft mit dem Nachtflugverbot. Bild: Flughafen München

Flughafen BER droht Klagewelle durch Gemeinden

Von einer wirklichen Nachtruhe kann man am Flughafen BER noch nicht sprechen. Generell herrscht hier seit 2011 von 0 Uhr bis 5 Uhr ein Nachtflugverbot. Jedoch registriert der Flughafen Berlin-Brandenburg in der Zeit von 22 Uhr bis 6 Uhr noch immer tausende Flugbewegungen. Dabei handelt es sich um gewerbliche Linienflüge, Ambulanzflüge und Regierungsflüge, die Teil der Ausnahmegenehmigung sind. Die Anwohner fühlen sich dennoch erheblich in ihrer Nachtruhe gestört.

Problem: Laut Bundesverwaltungsgericht sollte die Anzahl der Flugbewegungen mit jeder Nachtstunde abnehmen. Nachweislich ist aber die Stunde zwischen 22 Uhr und 23 Uhr die höchst frequentierte des Tages. Die Umlandgemeinden wollen den Status Quo nicht widerstandslos hinnehmen und prüfen eine Klage.

Die Flughafengesellschaft selbst beruft sich auf die Vergabe der Start- und Landerechte der Airlines. Diese werden bundesweit auf der sogenannten Slot-Konferenz vergeben. Um die Wirtschaftlichkeit des Airports zu gewährleisten, sei die Flughafengesellschaft verpflichtet, die Zeiten auszunutzen. Im Klagefall müssten hier also eventuell Start- und Landeslots von Airlines gestrichen werden.

Auch Flughafen Düsseldorf steht in der Kritik

Ein generelles Nachtflugverbot gibt es am Flughafen Düsseldorf nicht, sondern lediglich Beschränkungen. Die Betriebszeiten des Airports sehen keine Starts zwischen 22 und 6 Uhr vor, gelandet werden darf eine Stunde länger. Eine Sondergenehmigung für verspätete Starts ist bis 23 Uhr, für Landungen erst ab 23.30 Uhr nötig. Tatsächlich schöpfen die Airlines alle rechtlichen Möglichkeiten aus. Das Bundesverkehrsministerium genehmigt es verspäteten Flügen, auch bis 0 Uhr und ab 5 Uhr zu landen, solange die Airline einen behördlich anerkannten Wartungsschwerpunkt in Düsseldorf betreibt.

Gleich nebenan haben es die Anwohner nicht leichter. Am Flughafen Köln/Bonn gilt sogar eine 24/7-Betriebserlaubnis. Zwar mit Beschränkungen, allerdings haben auch hier die angrenzenden Gemeinden mit Fluglärm zu kämpfen.

Nachtflugverbot wegen zentraler Lage des Hamburg Airport

Wegen seiner räumlichen Lage darf am Hamburger Flughafen regulärer Flugverkehr nur von 6 Uhr bis 23 Uhr stattfinden. Die Fluglinien können bis Mitternacht ohne spezielle Ausnahmegenehmigung starten und landen. Die Gründe dafür können sie nachträglich melden. Flugbewegungen zwischen 0 Uhr und 6 Uhr benötigen eine Ausnahmegenehmigung. Dennoch kam es hier in letzter Zeit nachts vermehrt zu Starts und Landungen. Als häufigste Gründe gaben die Airlines technische Probleme, eine verspätete Bodenabfertigung, das Wetter oder Personalengpässe an. Ein Bündnis von Bürgerinitiativen und Umweltverbänden fordert vom Hamburger Senat bereits ein Sofortprogramm zum Schutz der Bevölkerung.

Auch am Airport Hamburg gilt das Nachtflugverbot. Bild: PR

Was man als Segen für die einen bezeichnen könnte, ist gleichzeitig ein Fluch für die anderen. Gerade Flughäfen, die als Drehkreuz im internationalen Passagier- und Frachtverkehr fungieren, sind nachts weitgehend beschränkt. Anders stellt sich die Situation bei der internationalen Konkurrenz dar. An den großen Drehkreuzen im Ausland gibt es ein Nachtflugverbot in der Regel nicht. Hieraus entsteht für deutsche Unternehmen ein massiver Wettbewerbsnachteil in Bezug auf Auslastungszeiten ihrer Flugzeuge. Denn ein Großteil ihrer Flüge wird über deutsche Flughäfen abgewickelt.