Heart Aerospace: So könnte die Zukunft der Elektroluftfahrt aussehen
Das in Göteborg ansässige Start-up Heart Aerospace plant den weiteren Ausbau seiner Elektro-Hybrid-Technologie. Die Reichweite der Elektroflugzeuge soll ausgebaut werden.
Kaum ein Monat vergeht, ohne dass ein neues Fluggerät mit Elektroantrieb vorgestellt wird. Sei es ein senkrecht startendes und landendes eVTOL-Flugtaxi für eine Handvoll Passagiere oder ein Regionalflugzeug mit bis zu 50 Plätzen. „Null Emissionen“ lautet die Parole, der sich die Luftfahrtbranche verschrieben hat. Vorreite ist die amerikanische United Airlines, die an so gut wie allen Projektstudien Interesse bekundet. So verwundert es nicht, dass United bereits im vergangenen Jahr erklärte, 100 Exemplare des 19-sitzigen Elektroflugzeugs ES-19 der schwedischen Heart Aerospace mit Sitz am Flugplatz Göteborg-Säve bestellen zu wollen.
Batterieladung innerhalb von 30 Minuten
Mittlerweile ist das Projekt ES-19 zu Gunsten des viermotorigen Dreißigsitzers ES-30 gewichen, der mit einem Elektro-Hybridantrieb ab 2028 bis zu 30 Passagiere über eine Distanz von 400 Kilometern befördern soll. Mit einem reinen Elektroantrieb würde die ES-30 bei einer Flughöhe von 7000 Metern rund 200 Kilometer weit kommen.
Weitere 200 Kilometer könnten mit alternativen Treibstoffen (SAF) betriebene Turbogeneratoren an Bord ermöglichen, die Strom zum Laden der Batterien während des Flugs liefern sollen. Bei einem reinen Batterieantrieb plant Heart eine Schnellladezeit an den Flughäfen von einer halben Stunde.
Reichweite soll sukzessive ausgebaut werden
Sollte sich die Batterietechnologie weiter entwickeln, hofft der Hersteller bis Ende der 2030er Jahre auf eine rein elektrische Reichweite mit Batterien von 400 Kilometern – und 600 im Hybridmodus. Aber das ist bislang nur ein gewagter Blick in die Glaskugel, denn diese Technologie existiert noch nicht. Der nur für längere Flugstrecken benötigte ES-30-Hybridantrieb dürfte sich negativ auf die mögliche Nutzlast auf kurzen Routen auswirken. Schließlich sind das Gewicht der fest installierten Gasturbinen und des von ihnen benötigten Treibstoffs auf Strecken unter 200 Kilometer nur unnützer Ballast. Dies erinnert an die dreistrahlige Hawker Siddeley H.S. 121 Trident 3B der siebziger Jahre, deren Mieter Motor nur in Ausnahmefällen für den Start von kurzen Pisten bei maximaler Nutzlast benötigt wurde, sich aber ebenso stets als Gewicht an Bord befand.
Ausbau von Arbeitsplätzen am Sitz in Göteborg
Zu den an Heart Aerospace beteiligten Investoren zählen überwiegend auf Umweltprojekte spezialisierte Risikokapitalgeber, aber auch Air Canada, United Airlines, Mesa Airlines und der Flugzeughersteller Saab. Einem beratenden „Industry Advisory Board“ gehören neben weiteren Airlines auch Flughäfen und Leasingfirmen an.
Im September ging Heart Aerospace eine Kooperation mit dem Immobilienmakler Castellum ein, um das Gelände des Firmensitzes unter dem Namen „Northern Runway“ zu einem globalen Zentrum der Elektromobilität, und insbesondere des elektrischen Fliegens auszubauen. Damit die ES-30 an den Start gehen kann, plant Heart die Belegschaft von aktuell 130, in nur drei Jahren auf 500 Mitarbeitende auszubauen.