Singapore Airlines Cargo ist für die Zukunft gerüstet
Mit ihrer Bestellung von sieben Airbus A350F setzt die Frachtsparte von Singapore Airlines ein deutliches Signal: Sie plant, mit einer verbrauchsarmen, modernen Flotte weiterhin eine
führende Rolle im asiatischen Luftfrachtmarkt zu spielen.
Seit über 50 Jahren ist Singapore Airlines (SIA) im Frachtgeschäft tätig. Ursprünglich wurden die Sendungen in die Laderäume ihrer Passagierflugzeuge verfrachtet, doch als die Nachfrage stieg, konvertierte SIA Ende der siebziger Jahre eine Boeing 707-300C (9V-BFN) ihrer aus elf Maschinen bestehenden Passagierflotte in einen Nurfrachter. Dreimal wöchentlich kam sie auf den Routen zwischen den großen europäischen Metropolen und Singapur zum Einsatz.
Singapore Airlines Cargo hat eine Flotte von sieben Boeing 747-400F
Im Jahr 1992 wurde als Ergänzung zum Passagiergeschäft eine eigenständige Cargo-Division ausgegliedert, die bis 2001 Bestand hatte, als Singapore Airlines Cargo zum Tochterunternehmen wurde. Die Neugründung mietete zunächst ihre gesamte, aus bis zu 17 Boeing 747-200F und -400F bestehende Frachterflotte von der SIA-Passageabteilung an. Noch im gleichen Jahr wurde eine Allianz mit Lufthansa Cargo und der SAS Cargo Group geschlossen, und innerhalb weniger Monate ein Rund-um-die-Welt-Dienst eingerichtet. Dieser führte die Frachtjumbos mittwochs von Singapur nach Hongkong, Dallas, Chicago, Brüssel, Sharjah und zurück nach Singapur – sowie freitags von Singapur, über Hongkong, Dallas, Chicago, Brüssel und Mumbai wieder zum Heimatflughafen zurück.
SIA Cargo war zudem die erste Frachtfluggesellschaft aus einem Drittland, die Direktflüge zwischen China und den USA anbot. Doch im Jahr 2018 endete die Selbständigkeit: SIA integrierte ihre Frachtdivision, die seither als Abteilung der Muttergesellschaft Singapore Airlines mit einer Flotte von sieben Boeing 747-400F operiert.
Corona-Pandemie beflügelte die Luftfracht – auch bei Singapore Airlines Cargo
In den beiden vergangenen Jahren erlebte die Luftfrachtbranche einen Pandemie bedingten Boom, der einerseits durch den Versand medizinischer Produkte, andererseits durch das globale Plus bei den Warenbestellungen im Internet und den damit verbundenen Luftfrachtversand ausgelöst wurde. Dieses Nachfrageplus beantworten Fluggesellschaften, Flughäfen und Logistiker mit einem massiven Kapazitätsausbau. Weltweit werden Milliarden US-Dollar in die Anschaffung neuerer Frachtflugzeuge, Bodeneinrichtungen und Lagerhäuser für die unterschiedlichsten Warenarten investiert.
SIA Cargo legt großen Wert auf eine optimale Flottenauswahl. Seit mehr als zwei Jahrzehnten stehen die Boeing 747-400F im zuverlässigen Frachteinsatz und liefern die gewünschten Ergebnisse – doch nun steht ein geeigneter Nachfolger für den „Jumbo“ in Form des Airbus A350F in den Startlöchern. SIA Cargo hat als Erstkundin für dieses Muster sieben Maschinen fest bestellt, die 2025 in die Flotte aufgenommen werden sollen.
A350-Frachter besticht unter anderem durch niedrigen Treibstoffverbrauch
Christian Scherer, Vertriebschef von Airbus, ist überzeugt, dass die Entscheidung von Singapore Airlines für den A350-Frachter eine Signalwirkung an den Markt aussenden und helfen wird, zusätzliche Verkäufe für die neue Cargovariante des Großraumflugzeugs zu generieren. Die neuen, zweistrahligen Jets werden die bestehende Flotte von sieben Boeing 747-400F vollständig ersetzen. Die A350F besticht durch ihren niedrigen Treibstoffverbrauch – er ist um satte 40 Prozent niedriger als beim „Jumbo“ und hat zudem eine etwas größere Reichweite.
Zweitens betreibt Singapore Airlines mit 55 Flugzeugen die weltweit größte A350-Passagierflotte. Der Einsatz des gleichen Typs in der Frachtabteilung vereinfacht und spart Kosten bei Wartung und dem Besatzungsmanagement. Bei fast gleichbleibender Frachtkapazität sinken die Betriebskosten pro Flug massiv. Zum Vergleich: Bei einer 400 Kilometer größeren Reichweite und einer nur um sieben Tonnen niedrigeren maximalen Nutzlast verfügt die A350F im Vergleich zur 747-400F über ein 76 Tonnen niedrigeres maximales Startgewicht. Dies ist vor allem der leichten Kohlefaser-Bauweise und den sehr effizienten Triebwerken des zweistrahligen Langstrecken-Airbus zu verdanken.
Singapore Airlines Cargo – das Tor zu Asien
Singapur ist ein bedeutsames Tor zum wachsenden südostasiatischen Frachtmarkt sowie zum Südwestpazifik und verbindet als solches Asien mit der Welt. Die moderne Infrastruktur des Drehkreuzes am Flughafen Singapur-Changi ermöglicht SIA Cargo einen schnellen Transit der Sendungen über die SATS-Luftfracht-Terminals 5 und 6. Sie verfügen über eine kombinierte Abfertigungskapazität von 1 400 000 Tonnen pro Jahr und sind für die Export- und Importaktivitäten von Singapore Airlines Cargo zuständig. Ein hochmodernes ULD (Unit Load Device)-Transfersystem ermöglicht den Austausch der Frachtcontainer zwischen den beiden Terminals, ohne auf externe Hilfsmittel wie Lkw zurückgreifen zu müssen.
Der Anteil temperaturempfindlicher Waren, zum Beispiel Impfstoffe oder Arzneimittel, verderbliche Lebensmittel oder Blumen, nimmt stetig zu, womit der speziell für eine temperaturkontrollierte Lagerung gebaute SATS Coolport an Bedeutung gewinnt. Das Terminal ist mit elektronischer Temperaturüberwachung und Kühlräumen mit verschiedenen Temperaturzonen ausgestattet, um Waren mit unterschiedlichen Lagerungsanforderungen optimal abzufertigen.
Neben einer hervorragenden Infrastruktur ist in einer digital vernetzten Welt die Einbindung von Logistikketten in den Beschaffungsprozess von großer Bedeutung. Um in diesem Bereich den Kundenservice zu verbessern, bei dem einige Fluglinien gerade im Frachtbereich noch immer Defizite aufweisen, ging SIA Cargo erst kürzlich eine Partnerschaft mit Cargo.one ein. Mit nur wenigen Klicks sollen in einer ersten Phase zunächst ausschließlich Spediteure über die Frachtbuchungsplattform die diversen Singapore-Airlines-Cargo-Produkte in Echtzeit buchen, ihre Aufträge ändern und Sendungen verfolgen können.
Singapore Airlines Cargo hat schnell auf Covid-19 reagiert
Vorausschauende Planung kann einer Fluggesellschaft viel Geld sparen. So hat SIA Cargo schnell auf den Ausbruch der Pandemie im Frühjahr 2020 reagiert und innerhalb weniger Monate eine interne Covid-19-Impfstoff-Taskforce eingerichtet. Sie soll sicherstellen, dass Impfstofftransporte im Gesamtsystem so früh wie möglich priorisiert werden. Besonders das Jahr 2021 erwies sich für SIA Cargo als Herausforderung, da viele Staaten rund um den Globus Reiseverbote verhängten und fast 96 Prozent der SIA-Passagierflüge gestrichen wurden.
Diese Kapazität in den Frachträumen der Passagierjets fehlte nun gerade in einer Zeit, in der die Fracht boomte. So kamen die 747-Frachter schnell an ihre Kapazitätsgrenze, was durch die Umrüstung von zwei Boeing 777-300ER von SIA und zwei A320-Passagierflugzeugen der Tochter Scoot zu „Prachtern“ teilweise kompensiert wurde. Der Ausbau der Passagiersitze und der provisorische Umbau zum Frachtflugzeug ermöglichte es SIA Cargo der Nachfrage, zu entsprechen.
Als Boeing 777-Spezialist mit aktuell 26 Passagierflugzeugen dieses Typs in der Flotte, unterzeichnete die Airline im März einen Crew & Maintenance-Vertrag mit DHL Express. SIA-Piloten und -Techniker fliegen und warten seit Juli bis zu fünf in Singapur stationierte 777F der DHL. Als Zeichen der zunächst auf vier Jahre terminierten Kooperation erhalten die Jets eine DHL/SIA-Lackierung.
Autor: Siddharth Ganesh