Lufthansa-Deal steht in Brüssel vor der Entscheidung
Die wettbewerbsrechtliche Prüfung der Air-Berlin-Übernahme durch die Lufthansa geht in die heiße Phase. Ein erstes Votum könnte kommende Woche fallen. Entscheidende Frage: Macht Lufthansa noch Zugeständnisse? Brüssel – Die kartellrechtliche Prüfung großer Teile der Air-Berlin-Übernahme durch die Lufthansa steuert auf eine Vorentscheidung zu. Die Frist für die erste Prüfphase läuft bis 7. Dezember. «Die Untersuchung […]
Die wettbewerbsrechtliche Prüfung der Air-Berlin-Übernahme durch die Lufthansa geht in die heiße Phase. Ein erstes Votum könnte kommende Woche fallen. Entscheidende Frage: Macht Lufthansa noch Zugeständnisse?
Brüssel – Die kartellrechtliche Prüfung großer Teile der Air-Berlin-Übernahme durch die Lufthansa steuert auf eine Vorentscheidung zu. Die Frist für die erste Prüfphase läuft bis 7. Dezember. «Die Untersuchung dauert an, und wir können ihr Ergebnis zu diesem Zeitpunkt nicht vorwegnehmen», sagte ein Sprecher der EU-Kommission gestern in Brüssel. Berichten zufolge könnte sich die Kommission vor allem an der angepeilten Niki-Übernahme stoßen.
Die Lufthansa will mit den Teilgesellschaften LG Walter und Niki für 210 Millionen Euro einen beträchtlichen Teil des Flugbetriebs von Air Berlin mit 81 Jets und den dazugehörigen Verkehrsrechten übernehmen. Wegen der Dimension des Geschäfts müssen die Folgen für den Wettbewerb auf europäischer Ebene überprüft werden.
Die in Wien ansässige Niki und Lufthansa bedienen derzeit Dutzende gleiche Strecken. Die EU-Kommission muss unter anderem prüfen, ob durch die Übernahme eine Monopolstellung der Lufthansa und damit möglicherweise schlechtere Bedingungen für Flugreisende entstehen könnten.
Die Kartellwächter können die Übernahme nach Ablauf der ersten Prüfphase – gegebenenfalls unter Auflagen beziehungsweise nach Entgegenkommen der Lufthansa – durchwinken oder aber eine vertiefte Prüfung einleiten. Letzteres erscheint derzeit wahrscheinlicher. In der Vergangenheit hat die EU-Kommission aber vergleichbare große Fälle wie etwa die Fusion der Biergiganten Anheuser Busch und SABMiller nach Zusagen auch schon in der ersten Phase gebilligt.
«Niki wartet die Entscheidung aus Brüssel ab», sagte ein Airline-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Lufthansa äußerte sich dazu nicht.
Angesichts dessen brachten sich auch andere Interessenten wieder in Stellung. «Normalerweise darf eine gescheiterte Gesellschaft nur dann von dem dominanten Anbieter übernommen werden, wenn es keine Alternative gibt», sagte der Flugsparten-Chef des Reisekonzerns Thomas Cook, Christoph Debus, der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». «Im Fall von Niki hat es bekanntermaßen mehrere Alternativen gegeben.» Zu Thomas Cook gehört auch die deutsche Gesellschaft Condor, die ebenfalls Interesse an Niki gezeigt hatte.
Auch der Ex-Rennfahrer und Unternehmer Niki Lauda rechnet sich nun wieder Chancen aus. Er werde zusammen mit Thomas Cook erneut für die Fluglinie bieten, wenn die EU-Kommission die Übernahme durch die Lufthansa nicht genehmigen sollte. «Wir sind gesprächsbereit. Die sich abzeichnende Entscheidung in Brüssel kommt mir gelegen», sagte Lauda, der die Ferienfluglinie einst gegründet hat, dem «Handelsblatt» in Wien. Sein Angebot zusammen mit Thomas Cook gelte nach wie vor.
Lauda sieht sich in seiner Kritik an der Übernahme von Air Berlin und Niki durch die Lufthansa bestätigt. «Die Übernahme der Air Berlin schafft quasi ein Monopol in Deutschland und Österreich. Das ist fürchterlich», sagte er. Der Österreicher betreibt heute mit seinem Unternehmen Lauda Motion eine Privatjet-Gesellschaft in Wien.
Die Lufthansa wird zudem bereits jetzt auf ihren Heimatmärkten nach dem Ausscheiden von Air Berlin wegen hoher Ticketpreise kritisiert. Das Unternehmen betonte erneut, dass man für den fünfmonatigen Winterflugplan mehr als 700 000 zusätzliche Sitzplätze eingeplant habe, um das Angebot zu stabilisieren. Unter anderem werden Boeing-Jumbo-Jets auf der Strecke Frankfurt-Berlin eingesetzt. An den Preissystemen sei nichts geändert worden, hatte die Airline zuvor stets betont. Rund 45 Prozent der ehemaligen Air-Berlin-Kapazität würden so den Gästen zur Verfügung gestellt.
dpa