Weihnachtsfrei für alle: IT-Panne stürzt American Airlines ins Chaos
Fort Worth, 02. Dezember 2017 Piloten von American Airlines haben Grund zur Freude: Ausgerechnet zur Weihnachtszeit offerierte ihr Arbeitgeber Urlaub satt. Doch dahinter verbirgt sich ein Systemfehler – nun kämpft das Unternehmen mit den Folgen und muss Flugausfälle in großem Stil verhindern. Dieses Malheur könnte auch aus einer von Hollywoods ulkigen Weihnachtskomödien stammen: Wegen einer […]
Fort Worth, 02. Dezember 2017
Piloten von American Airlines haben Grund zur Freude: Ausgerechnet zur Weihnachtszeit offerierte ihr Arbeitgeber Urlaub satt.
Doch dahinter verbirgt sich ein Systemfehler – nun kämpft das Unternehmen mit den Folgen und muss Flugausfälle in großem Stil verhindern.
Dieses Malheur könnte auch aus einer von Hollywoods ulkigen Weihnachtskomödien stammen: Wegen einer internen Panne hat die Fluggesellschaft American Airlines (AA) viel zu vielen Mitarbeitern des Flugpersonals versehentlich Urlaub in der Ferienzeit bewilligt. Zwischenzeitlich war das Chaos groß – Tausende Flüge zwischen dem 17. und 31. Dezember drohten auszufallen. Wie konnte es zu dem Missgeschick kommen?
American Airlines hält sich bedeckt. „Wir arbeiten schnellstmöglich an einer Lösung für das Problem“, schrieb das Unternehmen zunächst lediglich auf Twitter. Schuld ist offenbar ein Systemfehler. Die Airline nutze für die Personalplanung eine App namens „Trip Trade“, verriet ein Pilot dem Portal „Yahoo Finance“. Hier sei es zu einer folgenschweren technischen Störung gekommen.
Nach Angaben des Mitarbeiters, der seinen Namen nicht preisgeben wollte, können Piloten Flüge abgeben, die in der Anwendung grün markiert sind. Rot aufscheinende Flüge müssen hingegen angetreten werden und dürfen höchstens untereinander getauscht werden. Zur Weihnachtszeit, wo der Flugverkehr auf Hochtouren läuft, aber viele Piloten gerne bei ihren Familien daheim wären, kam es zur Panne.
„Alle Flüge schalteten auf grün, so dass jeder Trips abgab“, erklärt der Pilot. Der Fehler sorgte also dafür, dass ausgerechnet die unbeliebtesten Dienste zu einer Angelegenheit für Freiwillige wurden. Das Ergebnis überrascht kaum: „Niemand hat gesagt „ich will an Weihnachten arbeiten““, so der Mitarbeiter. Nun kämpft American Airlines mit den Konsequenzen. Rund 15 000 Flüge sind laut US-Medien betroffen. Das Unternehmen bestätigte diese Zahl nicht.
American Airlines rechnet nach eigenen Angaben nicht mit Ausfällen. «Wir gehen davon aus, Stornierungen in der Weihnachtszeit verhindern zu können», sagte ein Sprecher. Eine richtige Begründung für den Fauxpas lieferte das Unternehmen indes nicht. Gegenüber der Pilotengewerkschaft gab American Airlines nur an, es handle sich bei den „bedeutenden Löchern“ im Zeitplan um einen Einzelfall in der Planung. Erst mit einiger Verzögerung bezog die Fluggesellschaft am Donnerstag etwas ausführlicher in einem Statement Stellung.
Demnach ist es inzwischen dank eines Heers an Reservepersonal gelungen, die Lücken weitgehend zu schließen. „Nur noch ein paar Hundert Flüge sind derzeit nicht mit Piloten besetzt“, teilte American Airlines mit. Die Zahl sinke zudem stetig, da Mitarbeiter trotz eingereichten Urlaubs Flüge wahrnehmen würden. Dafür winkt das Unternehmen mit einer Prämie von 150 Prozent der Bezüge – das ist das Maximum, was vertragsrechtlich offeriert werden darf.
Für die Gewerkschaft der Piloten ist der Planungs-Lapsus ein gefundenes Fressen. Die Arbeitnehmervertreter fordern schon lange höhere Feiertagsprämien, nun scheint die Gelegenheit günstig.
Passagiere litten dieses Jahr bereits unter umfangreichen Flugstreichungen. Im September hatte die irische Billigfluglinie Ryanair angekündigt, Tausende Verbindungen zu streichen, da es Fehler bei den Dienstplänen für die Piloten gegeben habe. Urlaubszeiten seien nicht ausreichend berücksichtigt worden. Einen Mangel an Piloten als Ursache stritt Ryanair ab. Die Airline, die wegen der Arbeitsbedingungen ihrer Mitarbeiter in der Kritik von Gewerkschaften steht, hat ihren Piloten aber höhere Gehälter in Aussicht gestellt.
Die Unregelmäßigkeiten bei Ryanair sind noch nicht vorüber: Die Fluggesellschaft hat rund 20 000 Flüge bis ins Frühjahr gestrichen. Darüber hinaus soll es aber keine weiteren Ausfälle geben.
Hannes Breustedt und Martin Bialecki, dpa