Die Turbulenzen hinter den Kulissen des Flughafens Köln/Bonn nehmen Züge einer Posse an. Zuerst scheitert die Wahl eines neuen Aufsichtsratschef an einer Formalie, nun erscheint der vormals beurlaubte Flughafenchef wieder am alten Arbeitsplatz. Der Flughafen Köln/Bonn ist ein Ort, an dem man davon träumt, wegzufliegen – vor allem im nasskalten November. Nach Teneriffa oder Mallorca, […]

Die Turbulenzen hinter den Kulissen des Flughafens Köln/Bonn nehmen Züge einer Posse an. Zuerst scheitert die Wahl eines neuen Aufsichtsratschef an einer Formalie, nun erscheint der vormals beurlaubte Flughafenchef wieder am alten Arbeitsplatz.

Der Flughafen Köln/Bonn ist ein Ort, an dem man davon träumt, wegzufliegen – vor allem im nasskalten November. Nach Teneriffa oder Mallorca, irgendwie ins Warme. Michael Garvens geht es da ganz anders, als er am Mittwochmorgen vorfährt. Er will am Flughafen bleiben.

Garvens lässt das Seitenfenster herunter, wünscht einen guten Morgen. Und erklärt, er wolle sich nun um das Unternehmen, die Kunden und die Mitarbeiter kümmern. Vor etwas mehr als zwei Wochen war der Vorsitzende der Geschäftsführung des Airports beurlaubt worden. Nun ist er zurück, per einstweiliger Verfügung. In den Chaostagen des Flughafens wird ein neues Kapitel aufgeschlagen.

An dem Airport, der in diesem Jahr einen Passagier-Rekordwert anpeilt und der zweitgrößte in NRW ist, gibt es hinter den Kulissen seit Tagen Turbulenzen. Am Montag scheiterte im ersten Anlauf die sicher geglaubte Wahl von Friedrich Merz zum neuen Aufsichtsratschef – wegen einer Formalie. Eigentlich hatte der frühere CDU-Politiker für seine Wahl die notwendige Mehrheit hinter sich. Doch: Der entsprechende Punkt stand nicht auf der Einladung, der Aufsichtsrat habe sich aber auch nicht darauf verständigen können, die Tagesordnung zu erweitern, hieß es. Um eine Ergänzung der Tagesordnung zu verhindern, reichten zwei Gegenstimmen. Nächster Anlauf: am 11. Dezember auf einer Sondersitzung.

Merz, der von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) für den Posten vorgeschlagen wurde, soll den ehemaligen Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig (SPD) ersetzen. Bei der Opposition im Düsseldorfer Landtag ist die Personalie umstritten, sie befürchtet einen Schritt in Richtung Privatisierung des Airports. Auch dieses Thema schwelt seit geraumer Zeit. Land, Bund und die Stadt Köln halten aktuell jeweils ein knappes Drittel der Gesellschafteranteile.

Mitten hinein platzt nun das Comeback von Garvens. Er war am 10. November angesichts einer laufenden Untersuchung zu möglichen Unregelmäßigkeiten vorläufig beurlaubt worden – bis zu einer planmäßigen Aufsichtsratssitzung am 15. Dezember. Medienberichten zufolge ging es dabei unter anderem um eine hohe Zahl an Freistelllungen von Mitarbeitern. Die Hinweise auf mögliche Verfehlungen sollen dem Vernehmen nach aus dem Unternehmen gekommen sein. Auch die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen wegen Untreue auf.

Garvens wies die Vorwürfe aber stets zurück. Seine Anwälte teilen zum Thema Freistellungen mit: «Mitarbeiter sind in wenigen Fällen auf der Basis eines im Haus des Flughafens Köln/Bonn festgelegten Verfahrens bei Vorliegen sachlicher Gründe freigestellt worden.» Im Übrigen wolle der Geschäftsführer in seinem Job weiterarbeiten.

Am Mittwoch bekommt er seinen Willen. Seine Anwälte erklären auf einer schnell einberufenen Pressekonferenz, dass das Landgericht Köln die Beurlaubung für unwirksam erklärt habe. Eines ihrer Argumente: Bis heute seien Garvens keine konkretisierten Vorwürfe gemacht worden. «Er genießt hohes Vertrauen in der Mitarbeiterschaft und wird, gestützt auf dieses Vertrauen, die notwendigen Führungsentscheidungen für den Flughafen Köln/Bonn wie in der Vergangenheit treffen.»

Bei der Gewerkschaft Verdi klingt das anders. «Es ist natürlich der Super-GAU für die Beschäftigten, die sich getraut haben, im Rahmen der Ermittlungen die Karten auf den Tisch zu legen», sagt der Kölner Bezirksgeschäftsführer Daniel Kolle. «Wir haben schon Sorgen, wie es weiter geht.»

dpa