München, 6. Oktober 2014 Für den Fluggast wird Fliegen immer einfacher: Er bucht im Internet und checkt über seine Handy-App ein. Und dann heißt es nur noch: Platz nehmen und wohl fühlen. Rund um das Flugzeug allerdings bewegen Airlines und Flughäfen eine komplizierte Maschinerie, damit ein Flug zuverlässig und sicher vonstatten geht. Unzählige Zahnrädchen müssen […]

München, 6. Oktober 2014

Für den Fluggast wird Fliegen immer einfacher: Er bucht im Internet und checkt über seine Handy-App ein. Und dann heißt es nur noch: Platz nehmen und wohl fühlen. Rund um das Flugzeug allerdings bewegen Airlines und Flughäfen eine komplizierte Maschinerie, damit ein Flug zuverlässig und sicher vonstatten geht. Unzählige Zahnrädchen müssen ineinander greifen, damit das komplizierte Produkt Linienflug präzise funktioniert und das Wunder wahr wird: Der Mensch kann fliegen.

Der Erklärung dieser für den Fluggast weitgehend unsichtbaren Vorgänge widmet sich eine Serie mit den Namen „Pilotenfrage“, die Aeroscope.de gemeinsam mit Germanwings aufgelegt hat. Wir stellen unsere Pilotenfragen an Jürgen Tiedtke, Chefpilot bei der deutschen Airline. Die heutige Frage lautet:

Warum läuft ein Pilot vor dem Flug um das Flugzeug herum?

Vor jedem Flug überprüft der Pilot bei einem Rundgang um das Flugzeug den technischen Zustand der Maschine. Diese sogenannte „Exterior Inspection“ ist gesetzlich vorgeschrieben und verläuft nach einer festen Abfolge. Insgesamt werden bei dem Rundgang 120 verschiedene Stellen des Flugzeugs an 21 Positionen „gechecked“.

Zu den wichtigsten Überprüfungsschritten gehört unter anderem die Kontrolle der Flugzeugreifen sowie der Flugzeugstruktur nach eventuellen Beschädigungen. Diese können zum Beispiel durch einen Vogelschlag entstehen.

Der Pilot muss auch sicherstellen, dass alle Öl- und Hydraulikleitungen intakt sind und keine undichten Stellen aufweisen. Zudem überprüft er, ob die Messgeräte zur Höhen- und Geschwindigkeitsmessung sowie andere Sensoren am Flugzeug frei von Verunreinigungen sind.

Ein weiterer Checkpunkt sind die Schutzabdeckungen am Flugzeug. Die Abdeckungen werden bei längeren Standzeiten der Flugzeuge angebracht, damit keine „blinden Passagiere“, wie zum Beispiel Kleintiere oder Insekten, durch die kleinen Öffnungen an den Sensoren in das Flugzeug eindringen und diese verschmutzen. Bei seinem Rundgang kontrolliert der Pilot, ob die Abdeckungen wieder vorschriftsmäßig entfernt wurden. Ansonsten würden die Sensoren falsche Informationen an die Displays im Cockpit übermitteln.

Bei der Vorflug-Sichtüberprüfung wird ebenfalls das Fahrwerk untersucht. Damit es bei Wartungsarbeiten nicht einfahren kann, wird das Fahrwerk durch Bolzen, sogenannte „Gear Pins“ gesichert. Bei seiner Kontrolle achtet der Pilot unter anderem darauf, dass die Bolzen vor dem Start wieder entfernt und sichtbar im Cockpit verstaut wurden.

In der Winterzeit kommt der „Exterior Inspection“ noch eine besondere Bedeutung zu. Das Flugzeug muss auch auf eine mögliche Vereisung der Triebwerksschaufeln, der Tragflächen oder der aerodynamisch sensiblen Bereiche, wie der Landeklappen, begutachtet werden.

Nachdem der Pilot seinen Rundgang abgeschlossen hat und alle Passagiere das Flugzeug betreten haben, macht ein Bodenmitarbeiter einen weiteren „Walk-around“ außerhalb des Flugzeugs. Hierbei achtet er vor allem auf die Serviceklappen des Flugzeugs. Diese sind während der Bodenzeit geöffnet und müssen wieder ordnungsgemäß verschlossen werden. Erst nach Abschluss dieser zweiten Überprüfung darf das Flugzeug die Gateposition verlassen und zur Startbahn rollen.

aeroscope.de