Typisch Texas: Dallas / Fort Worth
Der Flughafen der Superlative investiert 2,34 Milliarden US-Dollar in die Modernisierung von vier der fünf Terminals und denkt schon jetzt über den Bau eines sechsten Abfertigungsgebäudes nach. Sieben Start- und Landebahnen, davon vier zeitgleich parallel betreibbare 4000-Meter-Pisten! Fünf Terminals mit derzeit 165 Gates, 69 Quadratkilometer Fläche: Spricht die Airlinebranche vom Dallas/Fort Worth International Airport, spricht […]
Der Flughafen der Superlative investiert 2,34 Milliarden US-Dollar in die Modernisierung von vier der fünf Terminals und denkt schon jetzt über den Bau eines sechsten Abfertigungsgebäudes nach.
Sieben Start- und Landebahnen, davon vier zeitgleich parallel betreibbare 4000-Meter-Pisten! Fünf Terminals mit derzeit 165 Gates, 69 Quadratkilometer Fläche: Spricht die Airlinebranche vom Dallas/Fort Worth International Airport, spricht sie in Superlativen. Immer? Okay, nicht immer, denn obwohl der texanische Flughafen eine der weltweit wohl größten Kapazitäten anbietet, ist er in der globalen Passagierrangliste, Jahr für Jahr herausgegeben von ACI (Airports Council International) mit jährlich rund 60,4 Millionen Fluggästen (2013) lediglich auf Platz neun zu finden. Doch das dürfte sich mittelfristig ändern.
Schon heute gilt die Metropolregion, der sogenannte Dallas-Fort-Worth-Metroplex, als eine der am schnellsten wachsenden in den USA. Mit steuerlichen Anreizen lockt die texanische Regierung sowohl Mittelständler als auch große Konzerne an, und genau die zieht es – natürlich – in die Peripherie des Airports. Entsprechend wachsen Einwohnerzahl und Prosperität im Umfeld von DFW – wie der Flughafen, der 1974 in der Schnittstelle der beiden Städte Dallas und Fort Worth eröffnet wurde, in Anlehnung an seinen IATA-Code allgemein kurz genannt wird.
Und irgendwie hatte man exakt darauf gehofft – damals Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre, als der Airport geplant und gebaut wurde. Mehr noch: Die Texaner dachten einmal mehr in anderen Sphären: Auch wenn der Start mit nur drei Pisten sowie drei Abfertigungsgebäuden mit 56 Gates erfolgte – der Masterplan für DFW sieht nicht weniger als elf Start- und Landebahnen und 13 Terminals vor! Wobei jedoch zu berücksichtigen ist, dass die Abfertigungsgebäude vor 40 Jahren andere Aufgaben zu erfüllen hatten als heute. Von einer Drehkreuzfunktion war damals allenfalls in Bezug auf Eingangsbereiche zu Schwimmbädern die Rede. Umsteigende Fluggäste spielten so gut wie gar keine Rolle. Vorrangiges Ziel war vielmehr, den Passagieren, die, so der damalige Gedankengang, natürlich mit dem Auto vorfahren, einen Parkplatz in direkter Nähe zum Check-in-Schalter zu bieten, von dem aus nur wenige Schritte entfernt das Flugzeug wartet.
Doch der Luftverkehr hat sich gewandelt. Und damit der Vorteil von einst heute und in Zukunft nicht länger ein Nachteil bleibt, wurde bereits vor einigen Jahren ein Personentransportsystem, der Skylink, in Betrieb genommen, der luftseitig Passagiere von Terminal zu Terminal bringt, den Wechsel zwischen den Abfertigungsbereichen zeitlich verkürzt und aufgrund der somit wegfallenden Grenzkontrollen erheblich erleichtert. Zudem hat der Flughafen ein 2,34 Milliarden US-Dollar teures Programm für die umfassende Modernisierung der in die Jahre gekommenen vier Terminals A, B, C und E gestartet. Das der international fliegenden Klientel vorbehaltene Terminal D, im Juli 2005 offiziell eröffnet, dient dabei in weiten Teilen als Vorbild.
Beispielhaft: Dallas/Fort Worth investiert derzeit auch in die Grenzkontrollstellen. Beispielsweise wurden im Terminal D nun auch Passkontrollautomaten installiert. Die Nutzer von Global Entry müssen sich zuvor jedoch kostenpflichtig registriert haben. Bild: Dietmar Plath
Am 24. Februar 2011 gestartet, werden derzeit im Rahmen des auf sieben Jahre angelegten Programms nicht nur die Gastronomie-, Shopping- und Sicherheitskontrollbereiche umstrukturiert beziehungsweise umfassend erweitert, sondern vor allem das gesamte Erscheinungsbild modernisiert und eine energiesparende Gebäudetechnik installiert. „Es sind die ersten größeren Arbeiten an den vier älteren, bislang überwiegend für den Inlandsverkehr genutzten Terminals seit Eröffnung des Flughafens“, berichtet Paul Martinez, Vice President Operations.
Doch hier und da wurde selbst im Kapazitäten-Wunderland eine bauliche Erweiterung notwendig. Martinez führt als Beispiel Terminal B an: „Hier ist American Eagle zu Hause, die ihr Regionalnetz derzeit energisch ausbaut, inzwischen auch über die Grenze der USA hinaus, vor allem in Richtung Mexiko. Dieser Kunde betreibt kleinere Flugzeugtypen, CRJ und Embraers, ungleich größer ist somit der Bedarf nach gebäudenahen Kapazitäten. Also haben wir zehn zusätzliche Kontakt-Gates, die Positionen B30 bis 39, angebaut.“
Das erste Terminal, dessen Modernisierung in weiten Teilen bereits abgeschlossen ist, ist übrigens Terminal A. Und das aus gutem Grund, ist hier doch American Airlines zu Hause.
Im Terminal A sind bereits die ersten Bereiche umfassend modernisiert worden. Bild: Dietmar Plath
Platzhirsch American Airlines
American Airlines und ihre Regionaltöchter und -partner sind mit einem Marktanteil von mehr als 85 Prozent – 51,5 der insgesamt 60,4 Millionen Passagiere – unangefochtener Platzhirsch in DFW. Täglich führt das kürzlich mit US Airways fusionierte Unternehmen, das seinen Sitz in unmittelbarer Nähe des Flughafens hat, 800 Flüge zu annähernd 200 Zielen durch. Weitere kommen sukzessive hinzu. In diesem Sommer nimmt American Airlines sogar Verbindungen nach Hongkong und Schanghai auf.
American Airlines ist mit einem Marktanteil von mehr als 85 Prozent unangefochten die Nummer eins in Dallas/Fort Worth. Bild: Dietmar Plath
Stärkstes Wachstum verbucht aktuell hingegen die Low-Cost-Gesellschaft Spirit, die inzwischen mehr als 2,2 Millionen Passagiere von und nach DFW fliegt. Allein 2013 registrierte der Airport für die eigentlich in Miramar, Florida, beheimatete Fluggesellschaft eine Wachstumsrate von 63,6 Prozent.
Unter den ausländischen Carriern haben British Airways und Qantas die Nase vorn, wenngleich beide jeweils nur auf etwas mehr als 200.000 Fluggäste pro Jahr kommen. Nur eine untergeordnete Rolle in DFW – immerhin eines der größten Oneworld-Drehkreuze weltweit, eigenen Aussagen zufolge sogar das größte überhaupt – spielt Lufthansa. Doch insgesamt erwartet der Flughafen bei den Kunden aus Übersee Wachstum.
Qantas und Emirates haben beispielsweise angekündigt, ab September mit A380 nach DFW fliegen zu wollen. Bislang setzen die Australier, aus Sydney kommend, auf der längsten kommerziellen Flugverbindung weltweit (immerhin 13804 Kilometer) Boeing 747-400ER ein, möchten aber künftig noch stärker von der Partnerschaft mit Oneworld-Partner American Airlines profitieren. Emirates, die 2012 der erste Nahost-Carrier überhaupt war, der nonstop DFW ins Programm nahm, greift derzeit noch auf eine Boeing 777 zurück, kann allerdings schon jetzt der Nachfrage auf der Strecke nach Dubai kaum gerecht werden und versteht die Ankündigung des Einsatzes des Riesenairbusses auch als „Demonstration unseres Vertrauens in das wirtschaftliche und touristische Potenzial der Region“.
Qantas befördert derzeit mehr als 200.000 Passagiere pro Jahr nach Dallas/Fort Worth und wird statt der bislang zum Einsatz kommenden Boeing 747-400 (Foto) ab September A380 einsetzen. Bild: Dietmar Plath
Andocken werden beide an Terminal D, an die kürzlich entsprechend umgebauten Positionen D15 und D16. Ebenso mussten an den Taxiways und auf dem Vorfeld Modifikationen für den Einsatz des Riesenairbusses vorgenommen werden. Auch darauf war man Mitte der 1970er Jahre nicht vorbereitet. Und ebenso wenig hatte man den öffentlichen Personennahverkehr im Kopf, der nun jedoch Einzug halten wird: Dallas Area Rapid Transit (DART) wird ab September den Flughafen mit Dallas verbinden.
Man muss eben mit den Entwicklungen Schritt halten. Deshalb haben sich die Verantwortlichen von einem Projekt, das in den vergangenen Jahren immer wieder auf den Schreibtisch kam, vorerst zumindest, verabschiedet: „Statt auf den Bau der achten Bahn schauen wir derzeit vielmehr auf die Errichtung von Terminal F“, gewährt Martinez überraschenden Einblick in die Planungen. Ende dieser Dekade, also in sechs Jahren, rechne der Airport mit mehr als 70 Millionen Passagieren jährlich, Terminal F müsste dann helfen, den stark wachsenden internationalen Verkehr aufzufangen. Entstehen soll das neue Abfertigungsgebäude südlich von Terminal D, auf der Westseite des Flughafens. Und das auch ungeachtet des nahenden Endes des sogenannten Wright Amendment.
Diese gesetzlich festgeschriebene Schutzklausel für den erfolgreichen Betrieb des DFW, 1979 ersonnen, läuft im kommenden Oktober aus. Die Restriktion sorgte 35 Jahre lang dafür, dass ab dem nur wenige Kilometer entfernten Flughafen Dallas Love Field lediglich eine gewisse Anzahl an Zielen innerhalb der USA mit Flugzeugen, die mehr Kapazität als 56 Sitze bieten, nonstop angeflogen werden durften. „Internationale Verbindungen waren gänzlich tabu. Zudem durfte Love Field nicht mehr als 20 Gates betreiben“, zählt Byford Treanor, Vice President Customer Service am DFW, auf.
Die Aufhebung der Restriktion bedeute künftig zweifellos mehr Wettbewerb in Dallas. „Das ist gut für die Passagiere, insbesondere Southwest hat bereits ein Wachstum ab Love Field angekündigt“, so Treanor weiter. Großer Einfluss auf die Entwicklungen an seinem Airport sei seiner Meinung nach hingegen nicht zu erwarten. „Zumal Love Field kaum Erweiterungsmöglichkeiten bietet.“ Im Gegensatz zu DFW. Allerdings: Sean Donohue, CEO des Flughafens betont, dass es mindestens fünf Jahre Planungs- und Bauzeit bedürfe, um Terminal F zu realisieren. Insofern müsste der Startschuss bald erfolgen.
Astrid Röben