Wer bekommt Aufträge am neuen Hauptstadtflughafen? Fließt dabei mehr Geld als erlaubt? Und wann ist endlich der Eröffnungstermin? Die Liste der Ungereimtheiten an dem Krisen-Airport wird immer länger. Berlin/Potsdam – Die Korruptionsvorwürfe am Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg sollen von mehreren Gremien schnell aufgeklärt werden. Airport-Chef Hartmut Mehdorn hat eine Expertengruppe eingesetzt, die weiteren Verdachtsfällen nachgeht. An diesem […]

Wer bekommt Aufträge am neuen Hauptstadtflughafen? Fließt dabei mehr Geld als erlaubt? Und wann ist endlich der Eröffnungstermin? Die Liste der Ungereimtheiten an dem Krisen-Airport wird immer länger.

Berlin/Potsdam – Die Korruptionsvorwürfe am Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg sollen von mehreren Gremien schnell aufgeklärt werden. Airport-Chef Hartmut Mehdorn hat eine Expertengruppe eingesetzt, die weiteren Verdachtsfällen nachgeht. An diesem Montag kommt der Flughafen-Aufsichtsrat auf Antrag der Brandenburger Landesregierung zu einer Sondersitzung zusammen.

Brandenburgs Finanzminister Christian Görke (Linke) sagte der Nachrichtenagentur dpa am Sonntag, dass er bei den Vorgängen auf der Baustelle des neuen Flughafens keine Toleranz dulden werde.

Der bisherige, mittlerweile beurlaubte Technikchef Jochen Großmann soll für die Vergabe eines lukrativen Auftrags 500.000 Euro verlangt haben. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin ermittelt deshalb. Nach ihren Erkenntnissen ist aber letztlich kein Geld geflossen.

Gegen Großmann und drei andere Personen wurde nach Berichten des Senders RBB und des Magazins «Focus» außerdem anonym Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Cottbus erstattet. In dem Schreiben, das dem RBB vorliegt, gehe es um Untreue und wettbewerbsbeschränkende Absprachen. Großmann soll bereits vorhandene Planungen erneut ausgeschrieben haben. Dadurch hätten sich die Arbeiten an der Entrauchungsanlage des neuen Flughafens um acht weitere Monate verzögert.

Die Anlage ist ein wichtiger Teil des Brandschutzes. Weil sie noch immer nicht funktioniert, kann der drittgrößte deutsche Flughafen seit zweieinhalb Jahren nicht in Betrieb gehen.

Görke erwartet von der Flughafen-Geschäftsführung, dass sie dem Aufsichtsrat sämtliche Informationen zur Verfügung stellt. «Ich will Klarheit: Wo steht das Projekt, und wie sieht die zukünftige Finanzierung aus?», sagte er der dpa. Der Flughafen müsse funktionstüchtig werden und möglichst bald ans Netz kommen.

Mehdorn kündigte an, dass ein Expertenteam weitere Aufträge prüfen solle, die von dem Ex-Technikchef vergeben wurden. «Die Taskforce ist mit unseren internen Aufklärern besetzt, mit externen Juristen, Korruptionsexperten und einem Vertreter von Transparency International», sagte er dem «Focus». Bis zur nächsten regulären Aufsichtsratssitzung am 30. Juni werde der Bericht vorliegen.

Der haushaltspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Sven-Christian Kindler, verlangte, die Entlassung von Mehdorn auf den Weg zu bringen: «Der Aufsichtsrat ist heillos überfordert, hat keine Übersicht über das riesige Chaos und hat bei seiner wichtigsten Aufgabe, der Kontrolle der Geschäftsführung, eklatant versagt.»

Laut «B.Z.» gibt es außerdem neue Probleme mit der Finanzierung. In einem Brief an die Flughafengesellschaft drohten die Banken mit einem Zahlungsstopp, wenn nicht bis zum Herbst ein tragfähiges Finanzkonzept vorliege. Dabei gehe es um 119 Millionen Euro eines insgesamt 2,4 Milliarden Euro umfassenden Kredits. Zu diesem Thema äußerte sich der Flughafensprecher auf Anfrage nicht. (dpa)