BER: tagsüber Airport, nachts Baustelle
31.01.2014 Berlin – Auf dem neuen Berliner Hauptstadtflughafen wären nach einer planmäßigen Eröffnung im Juni 2012 noch monatelang Bauarbeiter im Einsatz gewesen. «Es war klar, dass nach der Eröffnung in Nachtarbeit sechs Monate gearbeitet werden musste», sagte der damalige Gesamtprojektleiter Joachim Korkhaus am Freitag im Berliner Abgeordnetenhaus. So sollten Arbeiter nachts die Decken im Terminal […]
31.01.2014
Berlin – Auf dem neuen Berliner Hauptstadtflughafen wären nach einer planmäßigen Eröffnung im Juni 2012 noch monatelang Bauarbeiter im Einsatz gewesen. «Es war klar, dass nach der Eröffnung in Nachtarbeit sechs Monate gearbeitet werden musste», sagte der damalige Gesamtprojektleiter Joachim Korkhaus am Freitag im Berliner Abgeordnetenhaus. So sollten Arbeiter nachts die Decken im Terminal öffnen und Kabel neu verlegen. Bis Weihnachten 2012 sollten sie so die Brandschutzanlage auf Vollautomatik umrüsten – bei laufenden Betrieb des Flughafens.
Zudem ist erneut eine Debatte über wachsende Kosten für den ins Stocken geratenen Flughafen-Bau entbrannt. Technikprobleme, Baumängel und Planungsfehler verhindern bis heute eine Inbetriebnahme. Flughafenchef Hartmut Mehdorn strebt einen Start 2015 an, nennt aber keinen konkreten Termin.
Die ursprüngliche Inbetriebnahme des Flughafens am 3. Juni 2012 war mit einer Teilautomatik beim Brandschutz im Terminal geplant: Im Brandfall sollten Feuerwehrleute den Rauchabzug und die Sprinkler per Knopfdruck in Gang setzen, Türen sollten teils per Hand bedient werden – eine Idee der Architekten, nicht des Flughafens, wie Korkhaus betonte. Die Behörden akzeptierten diese Notlösung aber nicht, und der Flughafen sagte die Eröffnung kurzfristig ab.
Das Planungschaos bei dem Projekt reicht nach Korkhaus‘ Ausführungen vor dem Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses mindestens bis ins Jahr 2009 zurück. Für die Entrauchungsanlagen hätten Ende 2009 rund 3000 Pläne vorliegen müssen, es gab aber nur 500, wie Korkhaus am Freitag im Ausschuss sagte. Viele Firmen hätten Kabel planlos verlegt, bis 2011 auf den Kabeltrassen kein Platz mehr gewesen sei.
«Dass es kritisch war, war uns bewusst», sagte Korkhaus. Die Planer hätten aber nicht in allen Bereichen Platz für weitere Trassen gefunden. Das habe zur Absage der Eröffnung 2012 beigetragen. Ein erster Eröffnungstermin – im Oktober 2011 – war 2010 um sieben Monate verschoben worden. Damals schätzte der Projektsteuerer WSP den Projektverzug aber schon auf zwölf Monate, wie Korkhaus sagte.
Nach Informationen des RBB könnten sich die Baukosten für den neuen Hauptstadtflughafen auf mehr als 4,7 Milliarden Euro belaufen. Eine weitere Steigerung sei möglich, weil diese Summe nur 440 Millionen Euro für den Schallschutz enthalte, wie der RBB am Freitag unter Berufung auf einen Bericht an den Flughafen-Aufsichtsrat mitteilte. Die Schallschutz-Ausgaben könnten sich nach Schätzungen tatsächlich aber auf 600 bis 700 Millionen Euro belaufen.
Flughafensprecher Ralf Kunkel wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. Er kommentiere Interna nicht, sagte er. Über Baukosten in Höhe von 4,7 Milliarden Euro war im vergangenen Sommer schon einmal spekuliert worden. Der Piraten-Abgeordnete Martin Delius, Vorsitzender des Flughafen-Untersuchungsausschusses, sagte in der RBB-Abendschau: «4,7 Milliarden Euro sind nicht das Ende der Fahnenstange.» Es seien mehr als fünf Milliarden Euro denkbar. (dpa)