Die ersten Opfer des Flugzeugunglücks auf Kuba werden in ihre Heimatorte überführt. Doch längst sind nicht alle Toten identifiziert. Im Institut der Gerichtsmedizin spielen sich ergreifende Szenen ab. Havanna (dpa) – «Sie haben mein Leben zerstört», sagt Karelys Noguera. Als sie die Nachricht vom Tod ihres Vaters erhielt, habe sie einen Knoten im Hals bekommen. Der […]

Die ersten Opfer des Flugzeugunglücks auf Kuba werden in ihre Heimatorte überführt. Doch längst sind nicht alle Toten identifiziert. Im Institut der Gerichtsmedizin spielen sich ergreifende Szenen ab.

Havanna (dpa) – «Sie haben mein Leben zerstört», sagt Karelys Noguera. Als sie die Nachricht vom Tod ihres Vaters erhielt, habe sie einen Knoten im Hals bekommen. Der Mann war ein Passagier von Flug DMJ 0972, der am Freitagmittag neben dem internationalen Flughafen von Havanna auf einem Feld zerschellte.

Noguera sitzt nun wie viele Angehörige der Toten im Gerichtsmedizinischen Institut in der Hauptstadt der Karibikinsel – sie mussten anreisen, um ihre Familienmitglieder zu identifizieren.

Mit ihnen versammeln sich Jammer und Schmerz im Warteraum des Instituts. Die Hinterbliebenen liegen sich in den Armen und weinen. Wo auch immer ihr Vater jetzt sei, sie trage ihn in ihrem Herzen, sagt Karelys, die von mehreren Familienmitgliedern gestützt wird. «Es ist ein großer Verlust.» 110 Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben, viele der Toten stammten aus Kuba. Auch Kinder waren nach Behördenangaben ums Leben gekommen.

Er habe von dem Absturz der Boeing 737 aus den Nachrichten erfahren, sagt Joel Sánchez Avilés – da habe er aber noch nicht gewusst, dass sein Bruder Julio und seine Schwägerin Marina an Bord waren. Diese Tragödie sei schwer zu verkraften, sagt der Mann, dessen Blick verloren im Raum umherschweift.

Seine Nichte sei aus den USA angereist und dachte, sie werde sich in Holguín mit ihren Eltern und ihrer Familie treffen. Die Stadt im Osten der Insel war das eigentliche Ziel des Flugs. Die Regierung fuhr die Angehörigen von dort nach Havanna.

Die Regierung des sozialistischen Inselstaats kümmere sich gut, erklärt Joel. Er habe keine Beschwerden. «Sie haben uns über alles informiert, was passiert.» Als nächstes muss er in einen anderen Raum, um seinen Bruder und seine Schwägerin zu identifizieren.

«Meine einziger Neffe hat mich angerufen und gesagt «Mein Vater ist gestorben». Stell dir vor, wie ich mich gefühlt habe», sagt Magalys Bermúdez. Sie habe aufgelegt und sei sofort in Richtung des Flughafens in Havanna aufgebrochen, um mehr Informationen zu bekommen, erklärt die Frau.

In dem Flugzeug saßen auch Mitglieder einer Nazarener-Gemeinde, die auf dem Rückweg nach Holguín waren. Zwei der Toten stammten aus Afrika. Sie studierten Medizin in Kuba, wie ein Freund der beiden Männer erklärt. Beide seien mit Kubanerinnen liiert gewesen und wollten ihr Leben auf der Insel verbringen, teilt er unter Tränen mit. Zwei weitere Toten hatten die argentinische Staatsbürgerschaft, sechs Insassen kamen aus Mexiko.

Die Identifizierung aller Toten könnte bis zu einem Monat dauern, sagte Institutsleiter Sergio Rabell der kubanischen Nachrichtenagentur. Schon am Sonntag aber wurden die ersten Toten für eine Beisetzung überführt. Eine 29-Jährige und ihre siebenjährige Tochter wurden nach Gibara in der Nähe Holguíns gebracht. In einer Abendandacht gedachte die Familie der Toten.